München-Giesing: Auf dem Osram-Gelände entstehen 420 Wohnungen

Giesing - Manchmal grasten Pferde auf der Wiese vor dem Büroturm aus den 60er Jahren. Ein romantisches Bild, an einem Ort mit wechselvoller Geschichte – der jetzt erneut im Umbruch ist.
Waren die hellen Vorhänge einmal zurückgezogen, wurden durch die Fenster der berühmten Aluminium-Glas-Vorhang-Fassade zahlreiche Stockbetten sichtbar. Drei Jahre lang stand die frühere Osram-Firmenzentrale leer, das Gelände drum herum lag brach. Dann zogen Asylsuchende in die denkmalgeschützen Büroräume zwischen Candidbrücke und Isarauen ein. Zeitweise lebten dort 800 Menschen in Großraumschlafsälen. Im Herbst des vergangenen Jahres war eine von Münchens größten Gemeinschaftsunterkünften wieder leer.
Bauherr und Stadt entschieden sich für Komplettabriss
Seit ein paar Monaten tun Bagger auf dem Gelände ihr Nötigstes. Vom Osram-Haus steht mittlerweile nur noch ein Teil des Skeletts, einige der Nebengebäude sind schon komplett abgerissen – plangemäß. Denn das frühere Firmengelände des Leuchtmittelherstellers wird zum Wohnquartier.

In den geplanten 420 Wohnungen sollen einmal etwa 850 Menschen ein Zuhause finden. Arztpraxen, Anwaltskanzleien, soziale Einrichtungen, Kitas, Cafés und Bäckereien sowie Grünflächen sind ebenfalls geplant. Zudem soll das Quartier direkt an die Isarauen und den öffentlichen Nahverkehr, Straßen, Fuß- und Radwege angebunden werden.
Ende 2014 hatte Osram das Gelände an einen Immobilienentwickler verkauft. Zunächst war unklar, was mit dem von Walter Henn, Begründer der Braunschweiger Schule, entworfenen Büroturm passieren würde. Bauherr und Stadt entschieden sich schließlich für den Komplettabriss.
Bei dem sechsgeschossigen Gebäude handelte es sich um ein frühes Beispiel eines Großraum-Verwaltungsbaus, der auch in der Bayerischen Denkmalliste verzeichnet war. Der quadratische Turm direkt am Mittleren Ring war demnach ein bedeutendes Zeugnis moderner Nachkriegsarchitektur in München. Aber das ist nun vor allem eins: Geschichte.