München: Gesprengter Geldautomat: Das Werk von Serientätern?

Commerzbank Milbertshofen, Deutsche Bank Ottobrunn und jetzt die Commerzbank am Nordbad: drei gesprengte Geldautomaten seit Oktober. Immer verwenden die Täter ein hochexplosives Gasgemisch. Sind es auch immer dieselben?
von  Ralph Hub
Der gesprengte Geldautomat in der Commerzbank.
Der gesprengte Geldautomat in der Commerzbank. © ho

Schwabing-West - Gegen 3.15 Uhr morgens reißt ein lauter Knall Anwohner aus dem Schlaf. Die Detonation verwüstet den Vorraum der Commerzbank in der Clemensstraße. Glassplitter fliegen umher. Minuten später fliehen zwei Männer vom Tatort. Sie haben den EC-Automat mit Gas in die Luft gesprengt, um an die Geldkassetten heranzukommen.

Bankautomat völlig zerstört

Die Bedienelemente des Bankautomat sind völlig zerstört. Die Tür, die im unteren Teil den Tresor schützt, steht weit offen. Sämtliche Kassetten sind herausgerissen. Je nach Stückelung der Scheine passen theoretisch bis zu einer halben Million Euro in die Kassetten. Wie viel Geld in dem Automaten in der Commerzbank war, ist unklar. Mehrere Zehntausend Euro, so heißt es, seien es auf alle Fälle gewesen.

Durch die Explosion bricht im Vorraum ein Brand aus. Die Feuerwehr rückt an und löscht die Flammen. Die Arbeit der Spurensicherung ist dadurch zusätzlich erschwert. Üblicherweise ist der Eingangsbereich von Banken videoüberwacht. Selbst wenn die Kameras zerstört wurden, existieren zumindest die Aufnahmen bis zum Zeitpunkt der Detonation. Sie werden ausgewertet. Das K 51 ermittelt, zuständig für organisierte Bandenkriminalität.

Profis in Commerzbank am Werk

Das Chaos in der Commerzbank kann nicht darüber hinwegtäuschen – hier sind Profis am Werk gewesen. Zeugen sehen Minuten nach der Explosion zwei Männer weglaufen. "Sie waren dunkel gekleidet und maskiert", sagt Polizeisprecher Benjamin Castro Tellez. Geflüchtet sind sie vermutlich in einem dunklen Van, möglicherweise fuhr einer einen silberfarbenen Motorroller.

Gesprengte Bankautomaten: Tatort Kirchplatz in Oberhaching 2016. (Foto: Gaulke/Archiv)

Der Coup in Schwabing-West lief ähnlich wie die Sprengung eines EC-Automaten in einer Filiale der Deutschen Bank in der Nauplia Allee (Ottobrunn) in der Nacht zum 11. Oktober. Ein Zeitungsausträger bemerkte gegen 3.30 Uhr Rauch in der Filiale, dann entdeckte er einen demolierten Geldautomaten. Die Täter hatten ihn nur Minuten zuvor mit Gas in die Luft gejagt.

Sprengung auch in Milbertshofen

Sie entkamen mit einer größeren Summe Bargeld. Am 7. Oktober um 3.30 Uhr beobachteten Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma am Monitor zwei Männer im Vorraum der Commerzbank in der Bertholdstraße (Milbertshofen), die Gas in den Automaten leiteten und zündeten. Der Coup lief schief. Der Tresor hielt stand. Die Täter entkamen ohne Beute.

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Gesprengte Geldautomaten: Gas oder Schwarzpulver

In ganz Deutschland werden immer öfter Geldautomaten gesprengt. 318 Fälle waren es laut BKA in 2016. Früher lag der Schwerpunkt in NRW. Doch die Täter weiten ihren Aktionsbereich aus und schlagen immer öfter auch in Bayern zu. Grund: Banken im Nordwesten schützen vermehrt Automaten gegen Attacken. Die Täter suchen weniger gut gesicherten Objekte.

Ermittlungen haben ergeben, dass zwei Methoden verbreitet sind. Die einen arbeiten mit Gas. Diese Täter operieren oft von den Niederlanden aus. Gangster aus Osteuropa verwenden dagegen meist Schwarzpulver. Im November 2016 wurden vier Männer erwischt, die in Oberhaching einen Automat mit Gas gesprengt hatten. Im Juli 2016 scheiterten drei Männer beim Versuch, einen Automat in Deisenhofen mit Gas zu sprengen.

 

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