München: Drogendealer (16) hat Waffen und Sprengfallen in Wohnung. LKA ermittelt
Lehel - Dem Drogenfahnder ist sichtlich unwohl bei dem Gedanken an seinen Kollegen. Markus N. beschreibt, wie sein Kollege bei einer Durchsuchung eines Jugendzimmers in dessen Schrank fasste – und plötzlich eine selbstgebaute Handgranate in der Hand hatte. Der Abrisszünder löste sich bei der Berührung. „Er löste auch aus, aber die Granate hat zum Glück nicht gezündet“, erzählt Markus N. „Es hätte nicht viel gefehlt und meinem Kollegen hätte es beide Hände weggefetzt.“
Auch wenn, wie erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, Drogenkriminelle und Konsumenten offenbar immer jünger werden – die Münchner Fahnder hatten nicht damit gerechnet, dass sie im Zimmer eines 16-jährigen Realschülers neben Drogen auch noch jede Menge Messer, eine kleine Selbstschussanlage und sogar Sprengvorrichtungen finden würden. Markus Karpinger, Chef der Drogenfahnder: „Der Jugendliche war bei der Polizei bislang noch nicht bekannt. Und er kommt aus einer normalen, bürgerlichen Familie“, so der Kriminaloberrat.
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Die Fahnder hatten den Tipp von einem Drogenkonsumenten bekommen. Dieser hatte behauptet, dass er bei dem 16-Jährigen eingekauft hatte.
Messer, Sprengfallen, verkabelte Böller
Und tatsächlich wurden die Polizisten bei dem Realschüler mehr als fündig: 118 Gramm Marihuana, 112 vermutlich mit Ecstasy gefüllte Kapseln, 31 Cannabis-Samen sowie Haschisch und fünf blaue Pillen entdeckten sie in dem Zimmer des Zehntklässlers. Außerdem fanden die Fahnder Feinwaagen, ein Vakuumiergerät, 155 Euro, die vermutlich aus Drogengeschäften stammten sowie Tütchen mit Inhalt.
Und der junge Dealer hatte offensichtlich auch eine Schwäche für Waffen. „Im Zimmer war eine Vielzahl von Messern und anderen verbotenen Gegenständen wie Springmesser, Kampfmesser und Butterfliy-Messern“, berichtet Markus Karpfinger. Unter seinem Schreibtisch hatte der Schüler ein Einhandmesser versteckt mit Klebeband befestigt sowie ein angespitztes Sushi-Stäbchen, das er somit zum Holzpfeil umfunktioniert hatte. Der dazugehörige selbstgebaute Schussapparat lag im Kleiderschrank.
Nachdem der Drogenfahnder durch die Handgranate um ein Haar erheblich verletzt worden wäre, alarmierten sie die Sprengstoffspezialisten des Landeskriminalamtes. Sie stellten außerdem eine Box mit verkabelten Silvesterböllern sicher.
Der Schüler und seine Mutter waren während der Durchsuchung nicht zu Hause. Als die Polizei wieder ging, wurde die Wohnung mit einem neuen Schloss versperrt, den Schlüssel dazu mussten Mutter und Sohn auf der Altstadtwache abholen. Der Jugendliche verbrachte eine Nacht in der Haftanstalt des Polizeipräsidiums, danach durfte er wieder gehen. Der Ermittlungsrichter erließ keinen Haftbefehl.
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