München: BRK sperrt Kindergartenmauer wegen Rissen. Kinder können nicht spielen

Die Spielfläche im Garten der Kita "Leuchtturm" ist nur teilweise nutzbar, weil eine Mauer Risse hat - und ein Nachbar sich um seine Pflicht drückt.
Mittersendling - Auf Mauern ist man in München ja gerade nicht so gut zu sprechen, aber über diese muss man tatsächlich auch einmal reden, denn es ist eine, die das Leben von Menschen einschränkt – weil sich niemand um sie kümmert.
Es ist die Grenzmauer zwischen einem Privatgrundstück und dem Kindergarten "Leuchtturm" in Mittersendling, und sie ist offiziell nicht sicher – seit Jahren.
Da sich der verantwortliche Nachbar aber nicht darum kümmert, hat das Bayerische Rote Kreuz (BRK) als Träger die Mauer von der Spielplatz-Seite aus nun vor zwei Monaten abgesperrt, zur Sicherheit. "Wenn auf einmal beinahe der komplette Sandspielplatz samt Kletterburg weg ist, ist das mehr als ärgerlich", sagt ein Vater. "Vor allem, wenn es allein daran liegt, dass ein Verwalter sich querstellt und seiner gesetzlichen Pflicht nicht nachkommt."
Es wurde nämlich schon 2011 bei einer Begehung scharfe Kanten an der Mauer festgestellt, sagt Ursula Oberhuber vom Bildungsreferat. "Die Oberfläche wurde als so scharf eingeschätzt, dass sich ein Kind daran verletzten könnte." Außerdem seien "optisch Risse zu erkennen".
Die Stadt versucht seit fünf Jahren, den Nachbarn zu verpflichten
Seit fünf Jahren schreibt die Stadt also immer wieder Briefe an den Nachbarn, fordert ihn immer wieder auf, die Standsicherheit der Mauer nachzuweisen oder Maßnahmen durchzuführen, um sie sicher zu machen – vergeblich.
"Ich würde mich ja auch selbst bei ihm melden", sagt Kita-Leiterin Linda Schillinger, "aber die Stadt gibt uns die Kontaktdaten nicht, weil das nur über sie laufen soll." Die Hausverwaltung reagierte auf eine AZ-Anfrage nicht.
Und die Handhabe der Stadt ist eingeschränkt. „Wir schreiben dem Besitzer in einem Rechtsverhältnis als Nachbarn und nicht hoheitlich als Stadt“, sagt Oberhuber. Deshalb müsse man „immer eine angemessene Reaktionszeit einräumen“ – und darum ziehe sich alles so ungewöhnlich lang. „Wir haben auch angeboten, uns in einem angemessenen Umfang an den eventuellen Kosten zu beteiligen“, sagt sie.
Die Lokalbaukommission hat bei einer Untersuchung im Sommer immerhin festgestellt, dass keine unmittelbare Gefahr besteht, „dass die Mauer nicht umfällt von einmal Husten“. Von der Kita-Leitung heißt es ebenfalls beruhigend: Der Betrieb sei natürlich teilweise eingeschränkt, aber die insgesamt 86 Kinder hätten noch genug Platz zum Spielen „und halten sich auch gut an die Absperrung“.
"Man hat die Gefahr natürlich trotzdem immer im Hinterkopf"
"Man hat aber natürlich trotzdem immer im Hinterkopf, was für eine Gefahr nun wirklich von dieser Wand ausgeht", sagt der Vater. Sascha Mehlhase, Vorsitzender des Elternbeirates und Vater von zwei Kindern in der Kita, sieht es ähnlich: "Gottseidank ist bisher nichts passiert. Aber die Absperrung ist nur ein Plastikband. Was das bedeutet, ist natürlich schwer zu verstehen für so ein Kind von zwei, drei oder vier Jahren."
Zwangsräumung nach 32 Jahren im eigenen Haus
Der Elternbeirat, sagt Mehlhase, "hätte das einfach gerne geklärt, damit die Kinder in Sicherheit und in Ruhe spielen können, ohne dass sich die Eltern und die Kita-Mitarbeiter Sorgen machen müssen". Nadine Dwersteg wird deutlicher: "Wir sind verärgert und sauer, dass Kinder hier nicht unbeschwert spielen können", sagt die Studentin und Mutter. "Das ist auch eine ungute Situation für die Erzieherinnen und das Personal des Kindergartens." Sehr unpassend sei es, dass in der so schönen Kita eine so kaputte Mauer gebe, sagt Kinderkrankenschwester Isabell Wäß. "Die Situation hier paßt nicht ins Bild von München."
Die Stadt hat dem Nachbarn jetzt noch einmal eine Frist gesetzt bis zum 21. November. Der nächste Schritt wäre dann, dass die Stadt doch hoheitlich auftritt. "Wir warten jetzt auf den 21. November und hoffen, dass sich etwas ändert", sagt Kita-Leiterin Schillinger.