MS Utting strandet über Sendling

Einzigartiges Projekt: Der Kulturverein Wannda hievt den Ausflugsdampfer auf eine stillgelegte Eisenbahnbrücke.
von  Jasmin Menrad
So eingeschneit lag die Utting noch vor einer Woche am Ammersee.
So eingeschneit lag die Utting noch vor einer Woche am Ammersee. © ho

Sendling - Wer im Ausflugsdampfer sitzt, wird die Schienen nicht sehen, auf denen die MS Utting thront. Stattdessen die Markthallen, die Lagerhausstraße und den Viehhof. Es ist ein einzigartiges und größenwahnsinniges Projekt, das der Kulturverein Wannda gerade auf der einspurigen, stillgelegten Eisenbahnbrücke über der Lagerhausstraße plant.

Im November haben die Münchner die Utting, die 65 Jahre lang auf dem Ammersee gefahren ist, zu einem symbolischen Preis gekauft. Sonst wäre das 37 Meter lange Schiff verschrottet worden. Seitdem demontieren täglich mindestens fünf Vereinsmitglieder das Schiff, andere suchten einen Hafen, in dem die Utting dauerhaft ankern kann.

Derzeit schaut’s im Bauch so aus. Sie wird für den Transport vorbereitet. Foto: ho

Daniel Hahn (26) von Wannda kann kaum fassen, dass das jetzt gelungen ist: "Zuletzt schien das Projekt trotz der großen Unterstützung der Stadt und der Markthallen, die die Brücke verwalten, finanziell nicht machbar. Die statischen Berechnungen der Brücke, den Transport nach München und den Hub auf die Brücke können wir aus eigenen Mitteln nicht finanzieren."

Es melden sich viele freiwillige Helfer

Weil auch die Abendzeitung kontinuierlich über den Plan des Kulturvereins berichtet hat, meldeten sich zahlreiche Unterstützer: Der Statiker Thomas Beck von a.k.a Ingenieure, der in allerkürzester Zeit seine Berechnungen angestellt hat. Die haben gezeigt, dass die Brücke das 120 Tonnen schwere Schiff und einige mehr als die 100 Menschen, die in seinem Bauch Platz haben, tragen wird. Und die Kranfirma Schmidbauer, die den Dampfer aus eigenen Mitteln mit drei 500 Tonnen schweren Kränen auf die Brücke heben wird.

Der Münchner Busunternehmer Autobus Oberbayern unterstützt das Projekt finanziell und hilft mit der hauseigenen Werkstatt beim Innenausbau. Ein Herzensprojekt, denn der Großvater von Geschäftsführer Nico Schoenecker hatte den Dampfersteg in Holzhausen gebaut, an dem 65 Jahre lang die MS Utting anlegte.

Die Stadt sagt ihre Unterstützung zu

Am 20. Februar wird es so weit sein: Sechs Taucher der Wasserwacht legen Gurte um die MS Utting. Sie wird aus dem Ammersee gehoben und horizontal zweigeteilt auf zwei Schwertransporte gehievt. Auf gesperrten Straßen geht’s nach Sendling. "Wir hatten rund zehn Flächen in München ins Auge gefasst. Aber als klar war, dass es statisch möglich ist, die Utting auf die Eisenbahnbrücke zu stellen, war das unser Favorit", sagt Hahn. Zumal er wie die meisten Vereinsmitglieder aus Sendling kommt.

"Nur mit der großen Unterstützung der Stadtverwaltung war es möglich, das in so kurzer Zeit zu realisieren", sagt Hahn. Nachdem Kommunalreferat und Lokalbaukommission ihre Unterstützung zugesagt hatten, musste die Transportfirma mit einem Spezialfahrzeug den Weg zu den jeweiligen Flächen abfahren, um zu prüfen, ob der Transport möglich ist. Derweil träumten Wannda davon, dass ihre Utting auf der stillgelegten Eisenbahnbrücke strandet.

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"Weltweit gibt’s einige Dampfer, die als Kulturstätten oder Restaurants umfunktioniert sind. Aber einen historischen Dampfer auf einer alten Eisenbahnbrücke gibt’s nirgendwo auf der Welt", schwärmt Hahn. Verbunden mit Gastronomie sollen ab dem Sommer Konzerte, Theater, Performances und Flohmärkte im Schiffbauch veranstaltet werden.

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