Mord in der Schleißheimer Straße in München: Hat Sohn seine Mutter erwürgt?

Ein Friseur-Azubi (25) soll seine Mutter erwürgt haben. Jetzt steht er vor Gericht und sagt, an die Tat könne er sich nicht erinnern.
Sophie Anfang |
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An der Schleißheimer Straße hat das Opfer, Kerstin S., gewohnt. Im Oktober 2017 soll ihr Sohn sie ermordet haben. Hier der Angeklagte vor Gericht
Petra Schramek, Daniel von Loeper An der Schleißheimer Straße hat das Opfer, Kerstin S., gewohnt. Im Oktober 2017 soll ihr Sohn sie ermordet haben. Hier der Angeklagte vor Gericht

Drei Minuten muss er zugedrückt haben, mindestens, vielleicht auch länger. Den Hals seiner Mutter umklammert, bis diese nicht mehr atmete. So wirft es zumindest die Anklage David K. (25) vor, einem jungen Friseur-Azubi.

Sohn kann sich an nichts erinnern

Wie lange Kerstin S. (55) tatsächlich gewürgt wurde, im Oktober 2017, wird man vermutlich nie erfahren. Denn der schmächtige Mann, der gestern auf der Anklagebank des Landgerichts Platz genommen hat, sagt, er könne sich an die Tat nicht erinnern. Heimtücke wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor und damit Mord. David K. soll seine pflegebedürftige und übergewichtige Mutter erwürgt haben, weil er sich über ihren Lebensstil ärgerte.

Kerstin S. lebte alleine in ihrer Wohnung in der Schleißheimer Straße, dort, wo die Häuser schon höher sind, der Mittlere Ring nicht weit und der Geldbeutel der Mieter oft schmal. Kerstin S. verließ ihre Wohnung nicht mehr, 97 Kilo brachte die 1,69 Meter große Frau auf die Waage, ihr rechtes Bein war steif.

Mutter und Sohn gerieten in Streit

Zum Arzt wollte sie trotzdem nicht. Wein, Whiskey und Cannabis wurden ihr von ihrem Lebensgefährten in die Wohnung gebracht – oder von ihrem Sohn. Es war an seinem Geburtstag im Oktober 2017, als dieser sie ein letztes Mal besuchte. Kerstin S. war an diesem Tag nüchtern, so hat es eine Blutprobe ergeben. Trotzdem gerieten Mutter und Sohn in Streit.

Daran könne er sich noch erinnern, sagt David K. vor Gericht. Er habe sie "blöd angemacht". Er wisse noch, dass er seiner Mutter Sätze wie "Reiß dich mal zusammen" zugerufen hatte. Seine nächste Erinnerung sei, wie die Mutter leblos zur Seite fiel. Wie es zum Tod des Opfers kam, könne er sich nicht erklären.

Sohn habe Drogen genommen

Er selbst habe die ganze Nacht zuvor getrunken und Drogen genommen, sei "dicht und vernebelt" gewesen. Er habe sich Sorgen um seine Mutter gemacht, sagt K. Und deswegen so heftig mit ihr gestritten.

David K. habe seine Mutter geliebt und viel Zeit mit ihr verbracht, sagen Bekannte des Angeklagten, die gestern als Zeugen vernommen werden. Er habe sie darum aufgefordert, vom Alkohol wegzukommen. Es sei eine "Hassliebe" gewesen, sagt der beste Freund des 25-Jährigen, Alfonso T.. David K. habe allerdings wie seine Mutter in den vergangenen Jahren jeden Tag getrunken. Gleich nach ihrem Tod rief der Angeklagte Alfonso T. an, der daraufhin die Rettungskräfte alarmierte. Diese konnten die 55-Jährige nicht mehr wiederbeleben. Bei einer Obduktion wurden an der Leiche typische Würge-Merkmale entdeckt.

Als er davon erfahren habe, sei er "total geschockt" gewesen, sagt der 25 Jahre alte Sohn. Der Prozess wird am Mittwoch, den 12. September fortgesetzt.

 

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