Moosach: Der "Seufzerbrücke" droht der Abriss

Ein Riesenknall am Freitagmorgen in Moosach: Ein 3,90 Meter hoher Laster kracht gegen die Unterführung in der Dachauer Straße. Der Schaden ist riesig. Muss die Brücke jetzt neu gebaut werden?
von  Nina Job
Schweißer Jens Machalett von der Deutschen Bahn versucht mit seinen Kollegen zu retten, was zu retten ist.
Schweißer Jens Machalett von der Deutschen Bahn versucht mit seinen Kollegen zu retten, was zu retten ist. © Daniel von Loeper

Moosach –  Er hatte eine Ausnahmegenehmigung für einen Schwertransport und er hatte einen Navi für Berufskraftfahrer an Bord. Doch auf das Schild, das angab, wie hoch die Bahnunterführung in der Dachauer Straße ist, achtete der Lasterfahrer nicht. Freitagfrüh, um 4.40 Uhr wollte der 29-jährige Italiener mit einem Schwertransporter unter der Brücke in Moosach hindurch durchfahren.

Der Berufskraftfahrer transportierte eine riesige Betonpumpe, alles in allem war sein Laster 3,90 Meter hoch. Doch die Unterführung, über die oben die Fern- und Regionalzüge sowie der Alex und die S1 rattern, hat nur eine Durchfahrtshöhe von 3,40 Metern. Mit einem ohrenbetäubenden Krach prallte die Betonpumpe gegen den vorderen Stahlträger der Brücke.

Die Kräfte, die bei dem Zusammenstoß wirkten, waren so gewaltig, dass ein Brückenträger aus massivem Stahl aus seiner Verankerung gerissen und nach oben geschoben wurde. Dadurch verbog sich sogar ein darüberliegendes Gleis, es wurde rund fünf Zentimeter in die Höhe gedrückt. Der Fahrer flog bei dem Aufprall nach vorn und brach sich an der Windschutzscheibe die Nase. Außerdem verletzte er sich am Bauch. Danach fielen Brückenteile herab, wodurch die Ölwanne des Lasters sowie eines Mercedes aufgerissen wurde, der an der Unfallstelle vorbeifuhr.

Die Unaufmerksamkeit des Lasterfahrers hat massive Folgen: Bis 7.50 Uhr konnten dort aus Sicherheitsgründen überhaupt keine Züge mehr fahren, danach durften wenigstens zwei Gleise im Schritttempo befahren werden. Zahlreiche Züge wurden umgeleitet, die S-Bahn fiel in diesem Streckenabschnitt zeitweise ganz aus, es kam zu Verspätungen.

Auch der Autoverkehr war von dem Brückenunfall betroffen: Die Dachauer Straße musste an der Unfallstelle bis etwa 14 Uhr komplett gesperrt werden. Den ganzen Tag untersuchten Statiker und Bautechniker die Brücke. Sie schätzen den Schaden zuletzt auf mindestens fünf Millionen Euro.

Dazu kommen der Totalschaden an dem Baumaschinen-Transporter (200.000 Euro) und Folgekosten. Erst am Montag werden die Experten darüber entscheiden, ob die Brücke repariert werden kann oder gleich ganz abgerissen wird. „Ein Neubau würde zwischen drei und 12 Millionen Euro kosten“, sagte Bahnsprecher Bernd Honerkamp zur AZ.

An der Brücke ist es schon häufig zu Unfällen gekommen, weil Bus- und Lastwagenfahrer die Maximalhöhe nicht beachten. Marcus da Gloria Martins, Leiter des Unfallkommandos, sagt: „Diese Brücke ist unsere persönliche Seufzerbrücke, weil hier schon so viel passiert ist.“ Anwohner fordern immer wieder, sie zu erhöhen. Doch das wurde von der Bahn stets abgelehnt. „Aus unserer Sicht besteht da kein Verlangen“, sagt Sprecher Honerkamp. Und es wäre auch nicht so einfach. Der Bahnsprecher: „Da müssten erst aufwändige Rampen gebaut werden."

 

 

 

 

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