Modische Mütter und teure Kinderwagen
Isarvorstadt - Da ist dieser Spielplatz in einem angesagten Viertel Münchens. Ein großer Spielplatz ist das. Mit Tischtennisplatten, Rutschen, Schaukeln. Noch vor wenigen Jahren war das ein Treffpunkt für viele Altersklassen. Da waren kleine Kinder mit ihren Eltern. Da waren größere Kinder ohne ihre Eltern.
Da waren Jugendliche mit ihrer ersten Liebe. Da waren Erwachsene zum Tischtennisspielen. Da waren ältere Herrschaften, die den Kleinen beim Spielen zuschauten. Und alle lebten friedlich neben- und miteinander.
Nun ist das Viertel "in". Es kommen viele neue Nachbarn. Solche, die in der Lage sind, die Mieten der renovierten Wohnungen noch zu zahlen. Diese ganzen jungen, gut aussehenden Menschen.
Modisch gekleidet. Erfolgreich. Mit ihren kleinen Familien und ihren großen Autos.
Plötzlich kann man aufgehübschte junge Mütter sehen, die ihre Kleinen mit dem Cayenne zum Spielplatz fahren. Und sich furchtbar darüber aufregen, dass sie schon wieder keinen Parkplatz bekommen konnten.
Plötzlich sind Jugendliche und Erwachsene unerwünscht. Jugendliche sind nur noch "Asis, die rumhängen". Die womöglich auch noch Bier trinken.
Auf dem Weg zum Spielplatz - oder zurück zum Cayenne - läuft man gemeinsam und grundsätzlich mit mindestens zwei Kinderwägen nebeneinander. Gerne auch drei. So als habe man mit der Eigentumswohnung auch gleich die Straße mitgekauft.
Unterwegs macht man gerne noch Station in einem der angesagten Bio-Supermärkte. Der Gemüseladen ums Eck musste ja leider einem Pilates-Studio weichen. Da muss man Prioritäten setzen.
Sie haben noch immer nicht verstanden, was Gentrifizierung bedeutet?
Dann trinken Sie doch am besten erst einmal eine Holunderblütenschorle.
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