Mindspace: Die Nicht-Büros der Zukunft

Kustermann vermietet jetzt unter an "Mindspace" – ein rasant wachsendes Unternehmen, bei dem man sich Arbeitsplätze einfach mieten kann.
von  Anja Perkuhn
Kein Luxus-Wohnzimmer: So sieht einer der Coworking Spaces in Hamburg aus.
Kein Luxus-Wohnzimmer: So sieht einer der Coworking Spaces in Hamburg aus.

Altstadt - Hach, der Viktualienmarkt. Oded Israeli kriegt sich fast nicht mehr ein vor Begeisterung: dieser Markt! So groß! So bunt! So viele verschiedene Stände mit so vielen verschiedenen, qualitativ hochwertigen Waren! Und all die Händler, die teilweise schon seit Jahrzehnten dort arbeiten!

Im Grunde, sagt der Mann aus Tel Aviv, macht sein Unternehmen Mindspace etwas, das dem Viktualienmarkt sehr ähnlich ist: "Es kommen durch uns lauter gute, verschiedene Dinge an einem Ort zusammen. Das hilft denen, die dort arbeiten, und das hilft denen, die deren Arbeitskraft suchen."

"Wir bieten Raum für diejenigen, die die Welt verändern wollen"

Mindspace ist ein israelisches Unternehmen, das sich 2014 gegründet hat und recht luxuriösen, geteilten Arbeitsraum anbietet – für Blogger, Freiberufler, Arbeitsgruppen, Start-ups, und Existenzgründer, kleine bis große Unternehmen. "Wir sind nicht für jedermann", sagt Oded Israeli. "Wir bieten Raum für diejenigen, die nicht kleckern, sondern klotzen und die Welt verändern wollen."

Darum wähle Mindspace auch nur Top-Immobilien aus für seine Gemeinschafts-Büros – wie eben am Viktualienmarkt im Kustermann-Block. "Für unsere Räume wollen wir diesen Wow-Effekt. Egal ob in Tel Aviv, Hamburg oder Berlin, sie sind immer genau dort, wo das Leben pulsiert", sagt Israeli.

Kein Luxus-Wohnzimmer: So sieht einer der Coworking Spaces in Hamburg aus.
Kein Luxus-Wohnzimmer: So sieht einer der Coworking Spaces in Hamburg aus.

Kein Luxus-Wohnzimmer: So sieht einer der Coworking Spaces in Hamburg aus. Foto: Mindspace

Die Kustermann GmbH vermietet einige Gebäudeteile um das Kaufhaus herum schon immer unter. Im Sommer 2015 zog der Ankermieter – die Deutsche Rentenversicherung – aus dem Bürogebäude links vom Stammhaus aus. Das Haus wurde modernisiert und nun ziehen beispielsweise neben der Targo Bank und einem Urologen eben die "Mindspacer" ein, wie sie sich selbst nennen.

Möbel und Verpflegung – alles schon da

Knapp 1.300 Quadratmeter bieten sie ihren Mietern in der ersten und dritten Etage. Wer dort einen Arbeitsplatz mietet, muss sich im Grunde um nichts mehr kümmern: Möbel, Internet, Wasser, Kaffee, Tee und Milch – von der Kuh, aus Soja oder Mandeln –, Infrastruktur, technischer Service, Konferenzräume, Lounges – alles da.

Darüber hinaus gibt es eine Bar und einmal die Woche einen Spezialabend, an dem zum Beispiel Karaoke gesungen wird, Vorträgen gelauscht, Mojitos gemischt oder Käsefondue gemacht. "Mein Team und ich setzen uns zusammen und überlegen uns für jede Woche etwas Neues", sagt Mark Kranz, der für den Standort München der Senior Community Manager ist – der Umalleskümmerer im Grunde.

Die Gefahr, dass sich da Arbeit und Privatleben zu stark vermischen und manchen vielleicht nicht mehr richtig abschalten lassen, sehen die Mindspacer nicht: "Man muss ja nicht alles mitmachen", sagt Israeli. "Es geht darum, dass sich alle hier wohlfühlen, dass sie sich ausleben können und voneinander profitieren, aber auch Orte der Ruhe haben. Das ist einfach die Zukunft der Arbeit, ein gesichtsloses Büro, in dem nur jeder seinen Bereich abarbeitet, braucht niemand mehr."

Ein Designerteam richtet jeden Mindspace-Standort anders ein – hier eins der Berliner Nicht-Büros.
Ein Designerteam richtet jeden Mindspace-Standort anders ein – hier eins der Berliner Nicht-Büros.

Ein Designerteam richtet jeden Mindspace-Standort anders ein – hier eins der Berliner Nicht-Büros. Foto: Mindspace

In Berlin und Hamburg beispielsweise saßen und sitzen Euronews, Schenker oder Schwan-Stabilo neben freiberuflichen Designern und Mitarbeitern des Fußballclubs Hertha BSC.
60 bis 70 Miet-Einheiten erwartet Mindspace für den Standort am Viktualienmarkt – ein einzelner Arbeitsplatz kostet hier 450 Euro im Monat, ein Viererbüro 2.990 Euro. "Und die werden schnell vergeben sein", sagt Israeli. "Wir zeigen Interessenten gerade die Räume."

Darum ist auch schon ein zweiter Münchner Standort geplant. Wo, verrät Israeli noch nicht – natürlich auch in einer grandiosen Lage. Aber nicht ganz so grandios wie der Viktualienmarkt. Dieser Markt!

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