Messestadt: Was die Bewohner sich wünschen

München - Eigentlich wollte die Stadt hier Gewerbe ansiedeln, plante dann aber komplett um. Der Messestadt drohe soziale Schieflage und das Abrutschen zum Ghetto, war im Frühjahr 2013 in den Zeitungen zu lesen. Der Grund: Eine Vorlage des Sozialreferats zur Situation im neuen Viertel.
Unter anderem sah die Behörde im Bereich „Familie“ hohen Handlungsbedarf. Immerhin lag 2013 der Anteil der Belegrechtswohnungen in der Messestadt um 684 Prozent über dem städtischen Schnitt. Die damals 12.484 Messestädter lasen das nicht gern, vor allem die besser Betuchten muckten kräftig auf. „Weniger dichte Bebauung, keine Sozialwohnungen mehr“, forderten sie.
Auf der vergleichsweise kleinen Brachfläche am U-Bahnhof Ost sollen nämlich weitere 460 Wohnungen entstehen. Damit will die Stadt einen Discounter ins Viertel locken, der seit langem gefordert wird. Zudem sei der Standort neben dem U-Bahnhof für eine hohe Verdichtung geeignet, argumentieren die Planer. Man wolle eine städtische Wohnbaugesellschaft ins Boot holen, um Wohnraum für Pflegeberufe oder Studenten zu schaffen und keine üblichen Sozialwohnungen, erfuhren die Messestädter bei einer Podiumsdiskussion.
„Haben Sie nicht kapiert, dass diese Verdichtung nicht gewünscht ist?“ schimpfte da ein Mann und erklärte unter Applaus, mehr Wohnungen von der städtischen Gewofag wolle man in der Messestadt nicht. Andere sollten zum Zuge kommen. Nun wird es dennoch die Gewofag sein, die am U-Bahnhof Ost weitere Wohnungen und vielfältige soziale Einrichtungen baut. Die konkreten Entwürfe werden am Montagabend vorgestellt.