Messerstecherei in Milbertshofen: So verlief der tödliche Streit

Im Fall der tödlichen Auseinandersetzung am Korbinianplatz hat die Münchner Polizei nun über die neuesten Erkenntnisse informiert. So soll der verstorbene 18-Jährige zuerst zugestochen haben.
von  Ralph Hub
Der Korbinianplatz in Milbertshofen.
Der Korbinianplatz in Milbertshofen. © dpa

Milbertshofen - Der 18-Jährige, der bei einer Messerstecherei am Korbinianplatz in Milbertshofen am Montagnachmittag tödlich verletzt wurde, ist nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Der Lehrling hat nach Polizeiangaben den zweiten Verletzten, einen Schüler (15), niedergestochen, bevor er selbst von einem 16-jährigen Schüler erstochen wurde. Das ergaben die Ermittlungen, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte.

Insgesamt 20 Jugendliche waren an der Auseinandersetzung in der Grünanlage am Korbinianplatz beteiligt. Eine Gruppe bestand laut Polizei aus 15 Teenagern, die andere aus fünf Jugendlichen. Die offenbar verfeindeten jungen Männer hatten sich vermutlich zuvor in dem Park verabredet. Es gebe Hinweise, so Oberstaatsanwältin Anne Leiding, dass es eine "geplante tätliche Auseinandersetzung" war. Worum es bei dem Streit ging, ist noch immer nicht ganz geklärt.

Zeugen-Video zeigt "tatrelevante Szenen"

Zeugen der Massenschlägerei berichteten, dass die Stimmung aufgeheizt gewesen sei. Einer der Zeugen filmte mit seinem Handy, wie die Teenager aufeinander losgingen. "Auf der Aufnahme sind tatrelevante Szenen zu beobachten", erklärt Stephan Beer, Chef der Mordkommission.

Zunächst soll der 18-jährige Iraker aus der kleineren Gruppe einen 15-jährigen Schüler mit deutsch-türkischer Abstammung in den Bauch gestochen haben. Daraufhin, so die Polizei, habe ein 16-jähriger Iraker eingegriffen und seinerseits mehrmals auf den 18-jährigen Lehrling eingestochen. Ob ein oder zwei Tatwaffen benutzt wurden, ist nicht klar. Es soll sich laut Obduktionsergebnis um einen scharfen, spitzen Gegenstand handeln, vermutlich ein Messer. "Bisher wurde keine Tatwaffe gefunden", sagt Stephan Beer.

Freunde legen Blumen, Kerzen, Speisen und Getränke am Tatort nieder.
Freunde legen Blumen, Kerzen, Speisen und Getränke am Tatort nieder. © Daniel von Loeper

Appell an die Jugendlichen: Tragt keine Messer

Der Chef der Mordkommission appellierte an alle Jugendlichen, keine Messer bei sich zu tragen. Das sei "fatal" und führe unter Umständen dazu, dass diese Messer auch eingesetzt würden. "Und dann sind mehrere Leben zerstört, das des Opfers, das des Täters und oft auch das von Angehörigen."

Der 18-Jährige wurde von einem Notarztteam unter laufender Reanimation ins Krankenhaus gefahren. Dort erlag er später seinen schweren Verletzungen. Die Bauchwunde des 15-jährigen Schüler ist nicht lebensgefährlich, der Teenager wird aber weiterhin stationär in einer Klinik behandelt.

Tatverdächtiger wohl bis zum Prozess in U-Haft

Der 16-jährige Schüler, der für den Tod des 18-Jährigen verantwortlich sein soll, sitzt inzwischen in der JVA in Stadelheim in U-Haft (AZ berichtete). "In so einem gravierenden Fall", so Anne Leiding, "ist das verhältnismäßig und durchaus angemessen." Der Teenager wird voraussichtlich bis zum Prozess in U-Haft bleiben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Es drohen zehn Jahre Jugendhaft.

Weil er am Montagabend nicht nach Hause gekommen war, hatte ihn sein Vater als vermisst gemeldet. Erst am nächsten Morgen tauchte er bei seinen Eltern auf. Die Familie lebt im Münchner Norden. Die Ermittler wussten bereits, dass der 16-Jährige am Tatort gewesen war. Die Beamten holten ihn Zuhause ab.

Täter und Opfer sind polizeibekannt

Auf der Fahrt zur Mordkommission dann die Überraschung: "Er hat von sich aus eine tatrelevante Spontanäußerung" gemacht, so Beer. Juristisch eine heikle Situation. Denn der Teenager war auf der Fahrt zur Polizei alleine, hatte noch keinen Pflichtverteidiger. Damit die Äußerung vor Gericht verwendet werden kann, verzichteten die Beamten auf der restlichen Strecke bis zur Hansastraße auf jegliche Nachfragen.

Sowohl der 18-Jährige als auch der mutmaßliche Täter kamen 2010 aus dem Irak nach Deutschland. Der 16-Jährige ist nach Beers Angaben wegen schweren Raubes und Diebstahls polizeibekannt, der Getötete sei zwölf Mal wegen Gewaltdelikten auffällig geworden. Was die jungen Männer darüber hinaus verband, ist Gegenstand der Ermittlungen. "Die Nationalität spielt aus kriminalpolizeilicher Sicht keine Rolle", betont Beer.

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