Mehr als nur das Eisenbahnerviertel in München: So sah Neuhausen früher aus
Neuhausen - Nein, als besonders spannendes Viertel gilt Neuhausen heute nicht gerade. Aber als ein sehr lebenswertes allemal. Die Unaufgeregtheit des Viertels wissen die Neuhauser zu schätzen.
Und durch die großen Straßen, die das Viertel kreuzen und den hohen Anteil an alten Eisenbahnerwohnungen und sonstigen Wohnblöcken, die nicht dem freien Markt überlassen sind, hat sich das Viertel trotz der zentralen Lage und der hübschen Altbaustraßen eine gewisse Mischung der Bevölkerung erhalten können.
München: Zeitreise nach Neuhausen – So sah das Stadtviertel früher aus
Wer sich für die Geschichte der Münchner Stadtviertel interessiert, kommt an Neuhausen ohnehin nicht vorbei. Denn diese ist verhältnismäßig gut erforscht und in etlichen Büchern und Broschüren sehens- und lesenswert aufbereitet, den rührigen Ehrenamtlichen der "Geschichtswerkstatt Neuhausen" sei Dank.
Natürlich ist auch der neue "Zeitreise ins alte München"-Band nicht wie bei anderen Vierteln das Werk eines Autors oder einer Autorin, sondern durch die Geschichtswerkstatt (in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv) entstanden.
Zu sehen sind faszinierende Fotos der alten Neuhauser Lebenswelt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war Neuhausen ein landwirtschaftlich und handwerklich geprägtes Dorf vor der Stadt gewesen. Seinen städtischen Charakter entwickelte es erst im 19. Jahrhundert – dann aber rasant vorangetrieben durch den Bau der Max-II-Kaserne ab 1860 und der Entwicklung eines Kasernenviertels im östlichen Neuhausen sowie auch dem Ausbau der Eisenbahn.
Prägend für das Viertel war insbesondere die Gründung der Lokomotivfabrik Krauss und Comp 1866 an der heutigen Arnulfstraße und die Ansiedlung der Centralwerkstätte der königlich-bayerischen Staatseisenbahnen an der Donnersbergerbrücke.
Nun entwickelte sich die ehemals so beschauliche Siedlung zu einer Münchner Arbeitervorstadt, die 1890 schließlich eingemeindet wurde und dann rasch (das Buch nennt das Jahr 1914) seinen dörflichen Charakter ganz verlor. Spannend, diese Entwicklung zu sehen, spannend aber auch die Fotos aus dem 20. Jahrhundert, in dem Neuhausen etwa ein Viertel mit vielen Kinos war – oder mit einer Diskothek an der heute so beschaulichen Blutenburgstraße.
Der Rotkreuzplatz in steter Veränderung: Auf vielen alten Bildern ist er kaum zu erkennen
Durch die vergleichsweise vielen erhaltenen Altbauten im Viertel erkennt der Neuhauser im Buch dann doch sehr vieles wieder – etwa das Tramhäusl an der Ecke Waisenhausstraße. Nymphenburger Straße, das heute an Sommertagen ein sehr beliebter Treffpunkt ist.
In steter Veränderung hingegen ist der Rotkreuzplatz, der auf vielen alten Bildern (noch ohne Hochhaus) kaum zu erkennen ist. Auch hier gibt es aber Kontinuitäten, eine Winthir-Apotheke etwa gibt es ja heute noch – und es soll alte Münchner geben, die die Augustiner-Wirtschaft Jagdschlössl für einen der wenigen wirklich erhaltenen alt-münchnerischen Orte halten. Auch sie dürfen sich beim Lesen des Buchs ein bisserl bestätigt fühlen.
Geschichtswerkstatt Neuhausen: Neuhausen, soeben erschienen in der Reihe „Zeitreise ins alte München“, herausgegeben vom Stadtarchiv München im Volk Verlag, 192 Seiten, 24,90 Euro