Maxvorstadt: Ein Viertel, Sinnbild für die Stadtgeschichte
Maxvorstadt - "Ich hätte noch viel mehr schreiben können", sagt Reinhard Bauer. Der Historiker (und SPD-Kommunalpolitiker) hat ein Dutzend Bücher über Münchner Stadtviertel geschrieben. Sein neuestes über die Maxvorstadt basiert auf seinen Führungen. "Für die Maxvorstadt habe ich über 50 verschiedene", sagt er.
Zum ersten Mal geht es in einem Stadtviertel-Buch nicht nur um die Geschichte, sondern auch die Unternehmen. Noch immer gibt es viele Familienbetriebe in der x-ten Generation, ihre Historie wird als Teil der Viertelgeschichte gezeigt.
Für Bauer war die Arbeit über die Maxvorstadt eine besondere. Er wuchs hier auf, sah Kriegsschäden verschwinden, studierte und dozierte an der Uni, kümmerte sich als Stadtrat ums Museumsquartier.
Aber auch, weil die Maxvorstadt sinnbildlich für die Entwicklung einer Stadt steht. "Neben der Altstadt ist sie Münchens bedeutendstes Viertel", sagt Bauer.
Das lässt sich auch im Buch ablesen: Von den Anfängen außerhalb des Schwabinger Tors, als die Befestigungsanlagen der Stadt langsam verschwanden, und als Maßnahme gegen die Wohnungsnot, bis zum heute begehrten, bunten Viertel.
Die Maxvorstadt ist oder war vieles: Museumsviertel, Künstlerviertel, Uni- und Wissenschaftsviertel und auch Industrie-, Handels- und Gewerbeviertel. Und auch Politik-Viertel, einst als Machtzentrum der Nationalsozialisten, heute als Standort vieler Ministerien. Vergnügen, Dichtung, Revolution – in der Maxvorstadt traf Katia Pringsheim ihren späteren Gatten Thomas Mann, hatte Richard Wagner eine Villa, übernachtete Sigmund Freud im Hotel Marienbad und betrog Adele Spitzeder ihre Kunden. Im Buch erfährt man das alles und weit mehr.
"Maxvorstadt im Wandel der Zeit". Reinhard Bauer, Kathrin Schirmer, Wikommedia Verlag, 19,90 Euro
- Themen:
- Richard Wagner
- Thomas Mann