Markt am Wiener Platz: Das Ende der alten Standln

Haidhausen - Wolfgang Stefinger ist stinksauer. Die Standln am Wiener Platz sollen abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Das teilten die Münchner Markthallen in einem internen Konsensverfahren am vergangenen Samstag unter Berufung auf eine E-Mail des Kreisverwaltungsreferates (KVR) mit.
"Die ganze Sache stinkt doch zum Himmel"
Derzufolge so hieß es, erfordern neue Richtlinien größere Toiletten- und Müllflächen, die bisherigen Pläne seien daher nicht mehr umsetzbar. Größere Flächen bedeutet in diesem Fall: Statt 16,5 Quadratmeter für die Abfälle braucht’s jetzt 30, die geforderten Toilettenflächen wachsen gar von 17,5 auf 60 Quadratmeter.
Jeder Stand brauche eine Toilette für die Mitarbeiter, eine weitere für Kunden, wenn’s ein Imbissstandl ist. Insgesamt stehen den Markbesuchern künftig also 15 Klos zur Verfügung. Eine derart großzügige Versorgung mit Toiletten ist schon etwas ungewöhnlich für die Märkte, über die man sonst so schlendert. "Auch auf mehrmalige Nachfrage hin, wurde mir nicht gesagt, um welche Richtlinien es sich da handelt", führt Stefinger aus.
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Dass diese Richtlinien und die neuen Forderungen den Markthallen München am Freitagabend per E-Mail mitgeteilt wurden, will Stefinger nicht glauben: "Am Samstag wurden dann schon Pläne zur Abstimmung präsentiert. Das stinkt doch zum Himmel", empört er sich.
2011 monierte der TÜV Mängel bei Hygiene- und Brandschutzstandards. Das Konsensverfahren, in dem ein Gremium aus Händlern, Anwohnern, Kunden, anliegenden Geschäftsleuten und Vertretern der Markthallen seit vergangenem Jahr zusammenarbeitet, hatte zum Ziel, ein Konzept zu erstellen, mit dem der Charakter des Wiener Platzes auch nach einer "Neustrukturierung" erhalten bleiben kann. Dass nun neu gebaut wird, empörte am Samstag nicht nur Stefinger. Auch auf Seiten der Anwohner haben sich bereits in der Vergangenheit immerhin 8.000 per Unterschrift klar für einen Erhalt der gewachsenen Strukturen positioniert.
Das Fischhäusl darf bleiben
"Die Leute haben sich schon gefragt, wozu sie da sind, wenn sie lediglich über den Grünton der Fassade abstimmen dürfen", schildert Stefinger seine Eindrücke aus der Sitzung am Samstag, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Positiv ist: Die neuen Standl sollen den alten zumindest ähnlich sehen. Die Händler dürfen sie zudem selbst mit Markisen und ähnlichen Elementen gestalten, damit’s nicht nach Uniform ausschaut.
Als prägendes Entrée zum Marktplatz darf das Fischhäusl am Eck bleiben – das steht allerdings auch unter Denkmalschutz. Auch der Brunnen mit dem Fischerbuberl bleibt den Haidhausern erhalten, sowie die Sichtschneise auf die Sankt-Johannes-Kirche.
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Ein Nordsee-Restaurant oder eine zweite Schranne – das will Stefinger hier nicht erleben. Auch von Seiten der Stadt wolle man die Händlerstruktur auf jeden Fall erhalten. Die Markthallen München sind ein städtischer Eigenbetrieb. Dazu gehören auch Elisabethmarkt, Pasinger Viktualienmarkt und Viktualienmarkt. Für Stefinger Anlass zu weiteren Befürchtungen: "Der Wiener Platz ist erst der Anfang. Dann sind die anderen Märkte dran."