Mann tot in München-Fürstenried gefunden: Zur Vertuschung Feuer gelegt

Die Feuerwehr fand am Montagabend nach einem Wohnhausbrand in einem Fürstenrieder Mehrfamilienhaus die Leiche eines 35-jährigen Mannes. Die Polizei geht von Mord aus.
rah |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
In diesem Haus in der Luganoweg in Fürstenried-West wurde nach einem Brand eine Leiche gefunden.
Daniel von Loeper 2 In diesem Haus in der Luganoweg in Fürstenried-West wurde nach einem Brand eine Leiche gefunden.
In diesem Haus in der Luganoweg in Fürstenried-West wurde nach einem Brand eine Leiche gefunden.
Daniel von Loeper 2 In diesem Haus in der Luganoweg in Fürstenried-West wurde nach einem Brand eine Leiche gefunden.

München/Fürstenried - Mit 20 Jahren kommt Salam S. als Flüchtling 2002 aus dem Irak nach München. Er baut sich eine neue Existenz auf, gründet eine eigene Firma. Zuletzt beschäftigt er zehn Mitarbeiter. Seine Leute füllen in verschiedenen Supermärkten der Stadt Regale auf – eine Branche, in der viel gearbeitet, aber nur wenig bezahlt wird. Der Konkurrenzdruck in dem Gewerbe ist enorm.

Die Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Luganoweg 15 in Fürstenried ist auch der Sitz der Firma. Von hier aus koordiniert Salam S. den Einsatz seiner Mitarbeiter.

Er hat drei Autos – einen 3er und einen 5er BMW sowie einen Opel Vectra. Die Geschäfte von Salam S. seien gut gelaufen, hört man. Seine Freundin, Alexandra L. (39), erledigt die Buchführung. Das Paar wohnt seit 2007 zusammen und hat einen sechsjährigen Sohn. Eine ganz normale Familie, wie es scheint.

Mutter und Sohn sind am Sonntagabend allerdings nicht Zuhause. Sie besuchen St. Petersburg. Alexandra L. ist in der Stadt geboren, sie will ihrem Sohn ihre alte Heimat zeigen.

Einige Nachbarn hören Sonntagnacht Schüsse und rufen die Polizei

Nachbarn hören am Sonntagabend Lärm im Haus. Das war zwischen 22.30 und 23 Uhr. Manche glauben, es seien Schüsse gefallen. Im Treppenhaus könnte es gewesen sein, oder auch vor dem Haus. Ein Nachbar verständigt die Polizei. Eine Streife kommt. Doch der Mann öffnet nicht, geht nicht ans Telefon. "Die Beamten konnten nichts Verdächtiges feststellen und sind deshalb wieder gefahren", sagt ein Polizeisprecher.

Wenig später werden die Polizisten erneut zu der Adresse im Luganoweg gerufen. Wieder hat jemand aus der Nachbarschaft Verdächtiges gehört. Doch als die Polizisten eintreffen, scheint erneut alles friedlich. Die Beamten rücken ab.

Niemand ahnt zu diesem Zeitpunkt, dass oben im zweiten Stock des Mietshauses in der Drei-Zimmer-Wohnung der Familie ein Mordopfer liegt.

Salam S. hat am Sonntagabend offenbar noch Besuch erhalten. Von wem ist derzeit noch unklar. "Eine Beziehungstat wäre möglich", sagt der Chef der Mordkommission, Kriminaloberrat Markus Kraus, "Täter und Opfer könnten sich gekannt haben". Er hat den Mörder vermutlich sogar selbst in die Wohnung gelassen. Irgendwann zwischen 18 Uhr und 23 Uhr könnte das gewesen sein.

Nach AZ-Informationen wurde der 35-Jährige in seinem Wohnzimmer erschossen. Das Opfer war vermutlich auf der Stelle tot – ein heimtückisch verübter Mord. Doch aus welchem Motiv? Nachbarn berichten, sie hätten am späten Sonntagabend zwei Männer eilig aus dem Haus laufen sehen. Ob sie mit der Tat tatsächlich etwas zu tun haben, ist unklar. Die Polizei ermittelt.

Der Mord wird erst 24 Stunden später – am Montagabend entdeckt. Nachbarn riechen Rauch im Haus und verständigen die Feuerwehr. Im zweiten Stock ist eine Fensterscheibe zersprungen.

Ein Löschtrupp klopft an der Wohnung. Aber niemand öffnet. Die Helfer brechen die Tür auf. Die Wohnung ist verraucht, doch der Brand ist fast völlig erloschen. Dann finden die Feuerwehrmänner eine Leiche. Die Polizei wird verständigt. Der Tote weist Brandverletzungen auf, das Opfer ist aber offensichtlich nicht durch das Feuer ums Leben gekommen.

Mordkommission und Spurensicherung rücken an. Die Leiche wird in die Gerichtsmedizin gebracht und obduziert. Salam S. ist ermordet worden, daran gibt es keinen Zweifel. "Der Brand in der Wohnung ist vorsätzlich gelegt worden", sagt Markus Kraus.

Der Mörder legt Feuer, um seine Spuren zu verwischen

Das Feuer ist vermutlich sogar noch am Sonntagabend, kurz nach dem Mord, gelegt worden – offenbar vom Mörder, um seine Spuren zu verwischen. Doch die Flammen breiten sich nicht in der ganzen Wohnung aus, sie entwickeln sich zu einem Schwelbrand, der 24 Stunden unentdeckt bleibt.

Warum Salam ermordet wurde, ist unklar. In der Wohnung ist Geld gefunden worden, was darauf schließen lässt, dass es sich nicht um einen Raubmord handelt. Die Mitarbeiter von Salam S. werden befragt, ob ihr Boss möglicherweise Feinde hatte.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.