Mann (51) stirbt in Ausnüchterungszelle

Tragischer Zwischenfall am Nachmittag des 08. April 2015: Ein betrunkener Mann (51) wird von der Polizei zum Ausnüchtern in eine Haftzelle gebracht, wenige Stunden später wird er dort tot aufgefunden.
Altstadt - Wenn ein Mensch zu seinem eigenen Schutz in einer Zelle landet, sprechen Polizei und Justiz von einem „Schutz-Gewahrsam“. Die Maßnahme ist im bayerischen Polizeiaufgabengesetz (PAG) geregelt. Während solch einer Gewahrsamnahme, die eigentlich sein Leben schützen sollte, ist ein 51-jähriger Mann gestorben. So kam es zu dem tragischen Tod des Mannes:
Am Mittwoch, kurz nach 14 Uhr, riefen mehrere Passanten bei der Polizei an. Sie machten sich Sorgen um einen offensichtlich völlig betrunkenen Mann. Er lag neben dem Fischbrunnen auf dem Marienplatz. Die Beamten in der Leitstelle verständigten den Rettungsdienst und schickten eine Streife vom Altstadtrevier (PI 11) zum Marienplatz.
Lesen Sie hier: Mann (27) fährt Fußgängerin mit 1,3 Promille an
Im Beisein der Polizei untersuchten die Rettungskräfte den Mann. Doch sie sahen keine Notwendigkeit, den Betrunkenen in eine Klinik zu bringen. Jedenfalls fuhren sie ohne den 51-Jährigen weiter.
So mussten die Polizisten den Betrunkenen mitnehmen. Sie brachten den hilflosen Mann aus Peiting in eine Haftzelle ins renovierte Altstadtrevier in der Hochbrückenstraße. Erst im September 2014 waren die mehr als 200 Polizisten wieder eingezogen.
Die neuen Haftzellen in der Polizeiinspektion 11 sind komplett einsehbar und bis zur Decke weiß gekachelt. Die einzigen Einrichtungsgegenstände sind eine Toilette aus Edelstahl sowie ein Sitz und eine Bank mit Holzbelag. Dort legten die Beamten den Mann zum Ausnüchtern hin – wohl auf die Seite. „Die Gewahrsamnahme wurde ordnungsgemäß durch den Ermittlungsrichter telefonisch bestätigt“, sagte Polizeisprecher Thomas Baumann am Mittwoch.
Der Mann schlief auf der Bank ein. Um 15.16, 15.31 und 15.45 Uhr sah ein Beamter nach ihm. Er soll jedes Mal in die Zelle hineingegangen sein. Als er jedoch um 16.15 Uhr kam, war das Gesicht des Mannes blau angelaufen. „Erste-Hilfe-Maßnahmen wurden sofort eingeleitet“, so Thomas Baumann.
Um 16.50 Uhr stellte ein hinzu gerufener Notarzt die Wiederbelebungsversuche ein. Der Mann war tot.
Das vorläufige Obduktionsergebnis von gestern Nachmittag ergab, dass der Mann an seinem Erbrochenen erstickt ist.
Der Rettungsdienst, der den Betrunkenen nicht ins Krankenhaus gefahren hatte, will sich erst heute äußern. „Wir müssen erst mit der Besatzung sprechen“, hieß es am Donnerstag.