Maibaumverein Sendling-Westpark: Der dreifache Baum-Klau
Gleich drei Mal haben sich Stadtrat Otto Seidl und der Maibaumverein Sendling-Westpark das 27-Meter-Stangerl stehlen lassen. Am 1. Mai wird trotzdem aufgestellt: am Luise-Kiesselbach-Platz.
München - Herrschaftszeiten, bloß ganz kurz haben Stadtrat Otto Seidl (CSU) und seine Mannen vom Maibaumverein Sendling-Westpark weggeschaut – und zack! – war ihr 27-Meter-Stangerl, das am Dienstag am Luise-Kiesselbach-Platz aufgestellt werden soll, Freitagfrüh schon wieder aus dem Versteck geklaut. Zum dritten Mal in vier Wochen!
"Des gibt’s echt ned", sagt Seidl, der den Verein gegründet hat, um den Platz nach dem Tunnelbau zu beleben, zur AZ. Und man kann merken, dass seine Gefühlswallungen schwanken zwischen Zetern und breitem Grinsen.
Die Schausteller vom Frühlingsfest verhandeln hart
Aktuell liegt das Stangerl bei den Dieben Nummer Drei – auf dem Frühlingsfest! Eine Mannschaft von Schaustellern soll nächtens zugeschlagen haben, angeführt von Schausteller-Chef Edmund Radlinger. "Ich bin angerufen worden, dass unser Maibaum jetzt bei denen liegt", so erzählt es Otto Seidl. Die Auslöse-Verhandlungen liefen am Sonntagabend noch bis in die Nacht.

Seidl gegen 21 Uhr: "Mia san uns no ned einig, wie teuer des wird." Nur dass der Baum am Dienstagvormittag pünktlich zum Maifest angeliefert wird, das ist ausgemacht. Und zwar: mit einer Schausteller-Pferdekutsche und viel Gefolge.
Der erste Maibaum-Klau ist Zufall
Beim ersten Klau, Anfang April, hat ein eigentümlicher Zufall mitgespielt: Dem Unterbrunner Richard Kaindl, nach dem Bayern-Spiel gegen Sevilla nachts unterwegs zur Eisdiele, fuhr an der Fürstenrieder Straße ein verdächtiger Schwertransport entgegen. Versteht sich, dass er eine Kehrtwende gemacht und das Gefährt verfolgt hat – bis ins Versteck nahe dem Luise-Kiesselbach-Platz.

Eine Dreiviertelstunde später waren per Telefonkette 45 Unterbrunner Burschen samt ihrem Chef Hermann Geiger informiert. Worauf gegen halb vier Uhr früh ein Traktor samt geklautem Traditionsstangerl seinen Weg nach Unterbrunn (bei Gauting) fand.
Otto Seidl, perplex am nächsten Morgen ("In der ersten Nacht ham wir mit sowas ned gerechnet"), fuhr ahnungsvoll direkt nach Unterbrunn – die Burschen haben schließlich schon 66. Maibäume geklaut. Dort habe ihn schon der erste Bauer lachend gefragt: "Suchst du an Maibaum?" Die Auslöse (Freibier und Brotzeit für alle im Augustiner Schützengarten) war schnell vereinbart, zwei Tage später kam das Drei-Tonnen-Stangerl unversehrt zurück.
Die Maibaumauslöse wird immer teurer
Blöd bloß, dass inzwischen auch die Inninger Landjugend Wind bekommen hatte vom Versteck – und das Trumm vorigen Dienstag erneut verschwand. Da waren es schon 90 Mann, die Seidls Maibaumverein nun verköstigen muss (alle bei einem gemeinsamen Gelage). Jetzt kommen die Schausteller noch obendrauf. "Ich hoff da noch auf viele Spenden", sagt Seidl und seufzt dann doch ein bissl.

Trotz der Turbulenzen ist der Baum aus dem Fürstenfeldbrucker Wald schon weißblau angemalt, die Schilder und der Kranz sind auch fertig. Das Fest am 1. Mai beginnt um 10 Uhr mit der Anlieferung. Gegen 12.30 Uhr stellt die Feuerwehr den feschen Maibaum dann auf. Es gibt Bier und Schmankerl und Blasmusik natürlich auch.
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