Luxussanierer SOS-Kinderdorf: Zahn- und mutlos

AZ-Lokalchef Felix Müller über die politischen Lehren aus dem Fall SOS-Kinderdorf.
Es ist eine sehr münchnerische Geschichte, leider. In der Hans-Mielich-Straße droht - wie in vielen Ecken der Stadt - eine alte Mieterschaft wegzubrechen. Diesen Fall macht besonders, dass keine Erbengemeinschaft und kein Investor das Problem ist. Sondern ein sozialer Verein, der für Kinder in Not da ist. Und vor dem jetzt Familien zittern.
Darüber hinaus bringt der Fall manche Erkenntnis: Das Rathaus ist stolz auf seine Erhaltungssatzungsgebiete, den Kampf gegen die Luxussanierungen. In Wahrheit ist all das oft zahnlos - und mutlos. Wenn gegen den Willen der Mieter Balkone und Aufzüge angebaut werden und frei werdenden Wohnungen in alten Arbeitervierteln zu Dachgeschoss-im-Lehel-Preisen vermietet werden, ist das Luxussanierung. Punkt.
Die Stadt aber zieht sich zurück auf ihre Definitionen. Als fange das Problem in München erst an, wo Eigentümer Riesen-Terrassen und Marmorbäder in Stellung bringen. Aufzüge und Balkone hingegen seien ja auch in Neubauten Standard. Also fürs Rathaus kein Problem.
So argumentiert, könnte die Stadt ihr "Okay" für die Luxussanierung ganzer Straßenzüge in den Altbau-Vierteln geben. Nein, sie muss sich ihrer Verantwortung stellen. Es geht nicht nur um die Hans-Mielich-Straße, nicht nur um Untergiesing. Es geht darum, dass, wie's der OB im Wahlkampf formuliert hat, München München bleibt.