Ludwigsvorstadt: Das Café Schiller sagt Servus

Ludwigsvorstadt - Heiligabend wird es spät werden bei Andrea Langwieder (62). Das war 30 Jahre lang so, aber heuer wird Langwieder an Heiligabend zum letzten Mal ihr Sport-Café Schiller aufschließen.
Die Sport-Souvenirs gehen, das Café bleibt
Zwischen den Jahren wird sie Hunderte Sport-Souvenirs ihres verstorbenen Mannes Hans Fretz ausräumen und dann das Café an den neuen Pächter übergeben – den Sohn ihres Vermieters. Der übernimmt die Einrichtung, auch Mitarbeiter werden bleiben. "Ich pack's nicht mehr", sagt Langwieder, "sieben Tage die Woche bis in die Morgenstunden arbeiten. Wenn ich mal frei habe, erhole ich mich auch nicht mehr."
Seit 1989 hat Andrea Langwieder das Schiller mit ihrem Mann Hans Fretz geführt. Der verwandelte die Kneipe im südlichen Bahnhofsviertel mit seiner privaten Sammlung in ein Sportmuseum. Der Nachlass von Max Schmeling, eine Hose, die Muhammad Ali im Kampf trug und zig Sportlerfotos zieren die Wände. Wenn sie nicht mehr Wirtin im Schiller ist, will Langwieder vielleicht eine Ausstellung organisieren. Und sie überlegt, drei Tage die Woche in einer anderen Kneipe zu arbeiten.
Enge Verbindung: Wirtin wird zu Besuch kommen
2001 verstarb der Wirt überraschend und seine Witwe führte das Schiller allein weiter. Sie, die sonst eher im Hintergrund gearbeitet hatte und sich nicht für Fußball interessiert. "Damals war ich 44, eine Frau und die Schillerstraße ist kein leichtes Pflaster", sagt sie.
Doch Andrea Langwieder behauptete sich als Wirtin mit einem internationalen Publikum. Wenn Fußball läuft, ist im Schiller die Welt zu Gast und aus der ganzen Welt melden sich die Gäste regelmäßig bei Andrea Langwieder. Sie hat einen Stammgast aus Lappland, der seit vielen Jahren jedes Jahr zu einer Messe und ins Schiller kommt. Er schickt regelmäßig Fotos von sich bei Skirennen in Lappland – im Café-Schiller-Shirt. "Ich hänge schon sehr an den Leuten", sagt Langwieder. Deshalb will sie spätestens zur Wiesn im Schiller vorbeischauen. Aber die Einsamen und Feierwütigen, die landen an Heiligabend sowieso ein letztes Mal bei ihr im Schiller.
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