Ludwigsfeld: Nach Rodungen noch weniger Grün im Münchner Norden

Die Anwohner sind erbost: An der Ecke Kristallstraße und Karlsfelder Straße ist gerodet worden.
von  Eva von Steinburg
Die Bäume sind weg – und zwar alle: Dieses Areal wurde gerodet.
Die Bäume sind weg – und zwar alle: Dieses Areal wurde gerodet. © ho

Ludwigsfeld - Die Siedlung Ludwigsfeld soll nachverdichtet und vergrößert werden: Die Eigentümer planen hier neue Wohnungen, auch für Familien. "Jetzt schrumpft schon das Grün", beklagen Anwohner.

Dabei sind es gerade die hohen Bäume – neben dem ungewöhnlich starken Zusammenhalt der Ludwigsfelder – die das große Plus der kleinen Siedlung Ludwigsfeld darstellen: Hohe Pappeln und hohe Eschen rauschen hier im Sommer im Wind.

Schweres historisches Erbe in Ludwigsfeld

Sonst hat die isolierte Wohnsiedlung im Norden der Stadt keinen so guten Ruf: Denn sie liegt auf dem Gelände des früheren KZ-Außenlagers Dachau-Allach. Nach dem Krieg wurde das Lager-Areal schnell überdeckt – und mit einfachen Wohnblocks bebaut. 2017 hat man bei Grabungen im ehemaligen Lager zwölf Skelette von Opfern des NS-Regimes gefunden.

Jüngster Aufreger: An der Kristallstraße/Ecke Karlsfelder Straße ist am 16. Dezember ein über 5.000 Quadratmeter großes Grundstück fast gänzlich gerodet worden – im Auftrag der Wohnungsgesellschaft Ludwigsfeld. "Uns stört die komplette Rodung. Es waren auch vier große Bäume mit zirka 50 bis 60 Zentimeter Stammdurchmesser und mehrere kleine mit 20 bis 30 Zentimetern Stamm dabei. Im Bezirksausschuss hat es aber keinen Antrag auf Baumfällungen gegeben", sagt Petra Grünwald, Erste Vorsitzende der Interessengemeinschaft Ludwigsfeld.

Eigentümer argumentiert mit Pilzbefall und Baumkrankheiten

Daniel Schreyer, der für den Grundstückseigentümer spricht, erklärt, dass auf dem Grundstück kranke und pilzbefallene Eschen sowie dürre Gehölze entnommen wurden. Und setzt dagegen: "Für die Baumfällungen liegen – sofern notwendig – Genehmigungen der Unteren Naturschutzbehörde vor."

Viele Ludwigsfelder sind enttäuscht, dass sie bei einem "weihnachtlichen Bürgergespräch" mit den Eigentümern nicht alle über die geplante Rodung informiert worden waren. Petra Grünwald vermutet als Grund: "Die wissen, wie sensibel wir darauf reagieren. Jetzt ist die Verunsicherung bei uns aber groß. Warum spielen die Investoren nicht mit offenen Karten?"

Ehemaliges SS-Wachlager der Nazi-Zeit

Historiker Klaus Mai, Spezialist für die KZ-Geschichte von Ludwigsfeld, identifiziert das jetzt kahle Grundstück als das ehemalige Wachlager der SS in der der Nazi-Zeit. Klaus Mai sitzt für die SPD im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl. Er regt an: "Möglicherweise muss man das Grundstück vor einer Bebauung untersuchen. Mir ist nicht bekannt, dass es hier Gräber gegeben hat, was aber nichts heißt."

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