Lothringer Straße: Die Seitenstraßen im Blick
Es war ganz im Ernst jahrelang eine der umstrittensten Fragen der Stadtpolitik: Wie viel Platz man Radlern auf der Rosenheimer Straße in Haidhausen geben sollte. Das war immer ein bisserl absurd - und bei näherer Betrachtung eigentlich kontraproduktiv, auch für jene, denen es um die Radler, Nachbarn, ein liebenswürdiges Haidhausen geht.
Weil es den Blick verengt hat auf eine Straße, die eh noch lange Zeit eine Stadtautobahn für Einpendler bleiben wird. Eine laute, dreckige Straße, die im aufgeräumten Haidhausen durchaus auch einen Charme hat, weil es hier nicht nur Szene-Cafés. Boutiquen und Bio-Burger-Brater gab. Sondern: Schlüsseldienst, bezahlbare Reinigung, Sex-Shop. Vor allem aber: Weil man über die Debatte vergaß, die Seitenstraßen zu überplanen.
Die Stadt sollte deutlich mehr Platz für Radler schaffen
Dabei wird es jede Mutter mit zwei Kindern, jeder zittrige Senior ohnehin meiden, über die Rosenheimer Straße zu radeln - und den Weg über Balan- oder Lothringer Straße wählen. Die Stadt sollte auf der Balanstraße deutlich mehr Platz für Radler schaffen, auf der Lothringer Parkplätze wegnehmen, um den Bereich an der Postwiese tatsächlich zur Spielstraße zu machen, auf der Kinder spielen und an der Nachbarn sich aufhalten wollen. Gut, dass der BA das nun fordert.
Die Erfahrung mit den "Sommerstraßen" hat 2020 gezeigt, dass so etwas nicht überall funktioniert. In Nymphenburg, wo die Nachbarschaft nicht nur Geld, sondern auch einen eigenen Garten hat, geht man tags nicht mit den Kindern auf die Straße. Und setzt sich abends nicht mit einem Glaserl Wein darauf. In der dicht bebauten Nachbarschaft um die Lothringer Straße wäre das, wenn die gut gestaltet ist, ganz anders. Jede Wette.
- Themen:
- Au-Haidhausen