Leonhard-Moll-Bogen wird Landaubogen

Durchgestrichenes Schild: Warum der Leonhard-Moll-Bogen in Sendling ab sofort nicht mehr so heißen darf ...
von  Lea Kramer
Zwischen Hansastraße und Garmischer Straße liegt der Leonhard-Moll-Bogen, der jetzt Landaubogen heißt.
Zwischen Hansastraße und Garmischer Straße liegt der Leonhard-Moll-Bogen, der jetzt Landaubogen heißt. © lkr

Sendling - Seine Firma bereitete Adolf Hitler buchstäblich den Weg zu seinem Domizil am Obersalzberg. Auch in München war das Betonunternehmen von Leonhard Moll während der NS-Zeit sehr erfolgreich. Weil in der Firma Zwangsarbeiter im großen Stil eingesetzt wurden, hat die Stadt entschieden, die nach dem Unternehmer benannte Straße am Westpark umzubenennen. Seit einigen Tagen hängt das neue Schild.

Seit 1989 heißt die Verbindung zwischen Hansastraße und Garmischer Straße Leonhard-Moll-Bogen. Dass ihr Namenspatron ein Nutznießer des Naziregimes war, hatte damals keiner der Verantwortlichen auf dem Schirm. In großem Stil engagierte sich das Unternehmen bei von der Regierung beauftragten Großbaustellen. So war es maßgeblich an der Errichtung des sogenannten Führerbaus, der Neugestaltung des Köngisplatzes und an mehreren Bunkerprojekte in Landsberg am Lech und Igling beteiligt.

Auf den Baustellen kamen laut einem Gutachten, das das Münchner Stadtarchiv 2013 veröffentlichte, „in großem Umfang Zwangsarbeiter“ zum Einsatz. Anfang April hatte der Ältestenrat des Münchner Stadtrats beschlossen, den Leonhard-Moll-Bogen aufgrund dessen umzubenennen. In einer Stellungnahme schrieb die Stadtverwaltung, die Benennung der Straße sei in einer Zeit geschehen, in der „das öffentliche Bewusstsein für das Thema Zwangsarbeiter und Ausländereinsatz in der Münchner Kriegswirtschaft allenfalls im Entstehen begriffen war.“

Darüber hinaus sind die Nachfahren des Unternehmensgründers weiterhin in der Baubranche aktiv. Sie verwirklichten in München zum Beispiel das Polizeipräsidium, den Kuppelbau des Münchner Tiergartens, die Großmarkthalle oder die Technische Hochschule. Mit der dunklen Vergangenheit brachen sie im Jahr 2000, als sie als eines der ersten deutschen Unternehmen dem Entschädigungs-Fond für Zwangsarbeiter „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ beitraten.

Auf dem früheren Werksgelände der Firma befinden sich heute das Feierwerk, die Wohnanlage Hansapark sowie ein Teil des Westparks. Damit der Name in Zukunft keine Probleme mehr macht, ist er mit keiner Person verbunden: die Straße heißt jetzt Landaubogen.

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