"Legebatterie": Geplanter Neubau sorgt für Kritik
Neuhausen - Im "Haus der Jugend" in der Rupprechtstraße treffen sich Vereine. Sie bekommen bald eine schicke Nachbarschaft. Denn: Das Parkhaus gegenüber wird abgerissen, auch die Gewerbeschule in der Gabrielenstraße für Spengler, Sanitär- und Heizungstechniker. 96 Wohnungen und eine dreistöckige Tiefgarage sollen hier entstehen.
"Für die Ecke ist das eine große Aufwertung. Aber das werden eher Wohnungen, die nicht günstig sind", sagt Anna Hanusch, Chefin des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg. Die Grünen-Politikerin war am Dienstag ins Rathaus gekommen, um zu hören, was die Architekten und Stadträte der Stadtgestaltungskommission zu dem großen Wohnprojekt in ihrem Viertel sagen.
Die Architekten-Riege sieht eine "deutliche Verbesserung für den Ort". "Zustimmend" nimmt die Kommission dieses Bauprojekt zur Kenntnis, kritisiert aber, dass Balkone zu weit herausragen. Außerdem möchten sie, dass der Eckturm überarbeitet wird. Architektin Ulrike Lauber zum Beispiel kommentiert: "Ich bin nicht überzeugt, dass dort eine turmartige Ausbuchtung sein soll. Vom Rhythmus her ist das schwierig. Ich habe nicht den Eindruck, dass das elegant ist."
Abstimmung über Neubau am 21. August
Gerhard Landau (53), der das große neue Wohnhaus entworfen hat, entgegnet: "Weil das Viertel so zerhaut ist, war es mir wichtig, eine ruhige Dachlandschaft zu schaffen." Der Architekt aus dem Lehel deutet damit an, als wie "zerstört" er diesen Teil Neuhausens nahe an der U-Bahn-Station Maillingerstraße empfindet: Als stark heterogen, weil sich Gründerzeithäuser an Werkstätten reihen oder 50er Jahre Architektur auf Industriebauten trifft oder auf ein Schlösschen: "Mir ist es wichtig, eher zu heilen als zu provozieren. Ich finde, da hinten braucht es Ruhe", erklärt der Architekt.

Eine klare Form soll sein neues L-förmiges Vordergebäude mit fünf Geschossen vermitteln. Bieten wird es "extrem qualitätsvolle Wohnungen, attraktive Hauseingänge, einen schön belichteten Innenhof und Dachterrassen", hofft Gerhard Landau. Gegen den Eindruck, das sei Luxusarchitektur in einem eher gemütlichen Eck, wehrt er sich: "Der Stil wird als neoklassizistisch bezeichnet. Aber auf der Seite zum Innenhof arbeiten wir auch mit Klinker, den finden Sie in Neuhausen überall, wo neben den Kriegsschäden wunderschöne Denkmäler zu finden sind."
Karin Schmid, Mitglied der Stadtgestaltungskommission, lobt das Bild des Hauses, kritisiert aber die Grundrisse: "Da hat man eine Legebatterie mit sehr vielen kleinen Wohnungen vor Augen", gibt die Architektin zu bedenken: "Das Grundstück ist ausgezuzelt und es ist schon sehr optimiert."
Die Gewerbeschule, die abgerissen wird, zieht übrigens in einen 18 Millionen Euro teuren Neubau nach Obersendling. Als Parkhaus-Ersatz wird die neue Tiefgarage 96 Stellplätze für die Wohnungen haben und 136 öffentliche.
Am 21. August stimmt das Stadtteilparlament Neuhausen über das neoklassizistische Gebäude ab. Anna Hanusch: "Von der Architektur hätte ich mir gewünscht, dass sie offener wäre, ohne Gitter."
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