Leerstand am Max-Weber-Platz: Nachbarn intervenieren
Haidhausen - Die grantige Nonne ist besänftigt – oder im Urlaub. Jedenfalls schimpft sie am Max-Weber-Platz grad nicht von einem Plakat zu ihrem Nachbarn, der Katholischen Kirche, hinüber. Die hatte nämlich Ende 2018 versprochen, ein seit Jahren leer stehendes Geschäft im Frühjahr sanieren zu wollen. Inzwischen ist Sommer – und wenig passiert.
Leerstand erhitzt im dicht besiedelten Haidhausen immer wieder die Gemüter. Um so schlimmer, wenn eine große Gewerbefläche im Besitz der Erzdiözese München und Freising an zentraler Stelle drei Jahre lang brachliegt. Humorvoll hatte die Besitzerin der gegenüberliegenden Klosterapotheke auf den Leerstand des ehemaligen Fotogeschäfts Modl aufmerksam gemacht.
Leere Ladenfläche - nichts passiert
Sie hatte ein Werbeplakat drucken lassen, auf dem eine Ordensfrau erbost den Finger hebt und die Stirn runzelt. "Liebe Katholische Kirche, bitte sanieren und vermieten – Danke!", stand darauf. Kurze Zeit später meldete sich die Kirche – ebenfalls mit Plakat. Eine Apothekerin versprach: "Wir sind dran ..."
Das Duell im Schaufenster ist inzwischen ein halbes Jahr her. Apothekerin und Nonne sind abgehängt, einzig ein Zettel mit der Aufschrift: "Laden nicht zu vermieten" klebt weiterhin am leeren Schaufenster der Kirchenimmobilie. Von außen deutet nichts auf eine baldige Wiedereröffnung der Fläche hin.
Stadtteilpolitikern missfällt der Leerstand
"Wir werden von vielen Kunden über unseren Nachbarn befragt. Jeder ist enttäuscht bis verärgert", sagt Apotheken-Betreiberin Sonja Hölzer. Bis auf einen Betonmischer unmittelbar nach der Plakataktion habe sie gegenüber keine Regung gesehen.
Den Stadtteilpolitikern missfällt der Leerstand ebenfalls. Im Bezirksausschuss Au-Haidhausen hat die CSU kürzlich erneut einen Antrag mit dem Titel "Leerstand Max-Weber-Platz 3 beenden" gestellt. "Aus Sicht der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ist es unverständlich, dass ein derartiges Objekt viele Jahre lang ungenutzt bleibt", heißt es darin.
Sanierung verzögert sich
Doch jetzt gibt es offenbar Hoffnung. "Seit Beginn des Jahres laufen die Abbrucharbeiten in dem Gebäude", sagt Sprecher Christoph Kappes auf AZ-Anfrage. Im Keller gebe es Probleme mit Feuchtigkeit, eventuell müsse eine neue Lüftungs- und Heizungsanlage eingebaut werden. Deshalb habe sich die Sanierung erneut verzögert. Durch die Zusammenlegung von zwei Gewerbeflächen ergeben sich darüber hinaus Änderungen in der Statik. Ein Bauantrag ist gestellt. "Wir rechnen damit, dass die Sanierungsarbeiten, für die ein hoher sechsstelliger Betrag veranschlagt wird, im November dieses Jahres abgeschlossen sind", sagt er.
Im Anschluss daran könne der Laden vermietet werden, vermutlich an einen "Anbieter aus dem Bereich Einzelhandel oder Nahversorgung".
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