Lauschig lümmeln am "Hackenplatz": Neuer, autofreier Platz in der Altstadt von München

München — Zwei Straßenbäume und ein Brunnen im Eck, den man hinter lauter geparkten Autos kaum sieht. Viel mehr bietet die Hackenstraße in der Altstadt normalerweise nicht.
Dabei führt sie aus der Sendlinger Straße am Alten Hackerhaus ins Hackenviertel mit seinen schmalen Altstadtgassen. Ein ideales Stück München zum Flanieren wäre das eigentlich – und auch: zum Ausruhen zwischen den Shoppingmeilen Sendlinger- und Kaufingerstraße. Üblicherweise huscht man aber nur schnell mit dem Auto oder zu Fuß durch, auf dem Weg in die Fußgängerzone.
"Hackenplatz" in München: Green City will zeigen, wie sich klimafreundliche Plätze anfühlen
Aber seit letztem Sonntag ist – für eine Woche – alles anders. An dem sonst grauen und unscheinbaren Fleckerl Altstadt sind die parkenden Autos verschwunden. Nun stehen rechts und links der Straße Palettenmöbel mit roten und blauen Sitzkissen auf grünem Kunstrasen.
Daneben sind im Schatten der Bäume Liegestühle aufgereiht. "Spiel dort", erklärt ein Schild und weist zum nun sichtbaren historischen Radspielerbrunnen. Grün aufgemalte Punkte verengen die Straße optisch, damit Autos langsamer fahren. Und das Stück Straße heißt nun: "Hackenplatz".
Es ist ein (von der Stadt gesponsortes) Projekt des Umweltvereins Green City, seine Arbeitsgruppe "Bewegte Quartiere" will hier parallel zur Automesse IAA Mobiliy für eine Woche zeigen, wie sich das anfühlt: ein klimafreundlicher "Mikroplatz" für Anwohner und Flaneure, und die Möglichkeit, sich ohne Konsumzwang an die Straße zu setzen, zum Lesen, Ausruhen oder Ratschen.
Anwohnern und Passanten gefällt der "Hackenplatz" in der Münchner Altstadt
Green City will auch testen, ob ein Stück Rasen die Temperatur am Platz bei Hitze abkühlt oder ob Autos nun langsamer durch die Hackenstraße fahren. Am Ende soll ein Bericht an den Bezirksausschuss gehen, denn da wünscht man sich, dass die Hackenstraße langfristig neugestaltet wird. Anwohnern und Passanten scheint's zu gefallen.

Am Mittag sitzen die Studenten Bogdan und Darina (beide 18) in den Liegestühlen. "Das ist wunderbar ruhig hier", sagt Darina, "perfekt zum Ausruhen, wir sind gerade müde vom Shopping in der Fußgängerzone."
Daneben hat ein Fahrer eines Handelsvertreters seine Beine hochgelegt. "Normalerweise warte ich beim Radspieler im Geschäft", sagt er, "das ist hier draußen unter dem Baum tausend Mal schöner."
Dass die Parklätze am "Hackenplatz" wegfallen, sei kein Problem, sagt ein Restaurant-Betreiber
Ziemlich gut gelaunt reagiert auch Turgay Bulut, der Wirt des türkischen Edel-Sandwich-Restaurants My Tantuni, das direkt am "Hackenplatz" liegt. "Für uns ist diese Umgestaltung super, wir haben viel mehr Raum und Sicht vor dem Laden." Und dass gerade etliche Parkplätze wegfallen, störe ihn "überhaupt nicht! Da parken sowieso nicht meine Kunden, sondern Leute, die von außerhalb zum Einkaufen in die Altstadt reingefahren sind."

Er glaubt, dass der "Hackenplatz" zu mehr Leben im Hackenviertel führen wird. "Es muss sich nur noch herumsprechen, wie gemütlich es hier ist." Bevor am Montag, mit dem Ende der IAA, das Provisorium wieder abgebaut wird, wollen die Platzgestalter aber am heutigen Freitag noch feiern.
Von 18 bis 22 Uhr steigt eine "Brunnennacht" mit Musik-, Tango und einer Feuer-Show. Der Radspielerbrunnen, die Bäume und Fassaden werden dabei illuminiert und Essen und Getränke gibt's von den umliegenden Gastronomen.