Laura (3) muss mal - Wirtin weist sie ab
Obwohl die Mutter des Mädchens der Café-Chefin eine Bezahlung anbietet, bleibt die Frau hart. Ihre Rechtfertigung: „Es war alles geputzt und picobello sauber. Wir wollten gerade schließen“
Haidhausen - Die Sache war ernst. Laura (3) musste. Und zwar dringend – eigentlich sofort. Ihre Mutter Stefanie M. suchte verzweifelt nach einer Lösung: ein Café in der Weißenburger Straße.
Doch kurz vor der rettenden Kabine wurden Mutter und Tochter von der Chefin gestoppt – und am Klo-Gehen gehindert. Es kam, wie es kommen musste: Die Strumpfhose der Kleinen wurde nass ...
Es passiert beim Einkaufsbummel in Haidhausen. Laura muss aufs Klo. An einem Café putzt gerade eine Mitarbeiterin die Tür. Stefanie M.: „Ich frage sie, ob meine kleine Tochter die Toilette benutzen dürfe. Sie bejaht und weist mir den Weg nach hinten.“
Die beiden haben die Toilettentür schon geöffnet, als die Besitzerin heraneilt und fragt, was das solle. Die Mutter: „Ich erkläre, dass ich von ihrer Mitarbeiterin die Erlaubnis bekommen habe, die Toilette zu benutzen. Sie lehnt barsch ab, obwohl ich darauf hinweise, dass es dringend sei, weil meine Tochter gleich in die Hose machen würde. Sie meint, das sei nicht ihr Problem – im S-Bahn-Untergeschoss gäbe es eine öffentliche Toilette.“
Stefanie M. entgegnet, dass sie das nicht mehr rechtzeitig schaffen würden und bietet ihr eine Bezahlung an. Als sie ablehnt, fragt sie noch, ob sie wolle, dass ihre Tochter hier in die Hose machen müsse. „Sie zuckt nur die Schultern, wiederholt, dass das nicht ihr Problem sei und schickt uns energisch nach draußen“, so die Münchnerin empört.
„Es war schon alles picobello sauber“, erklärt die Café-Chefin ihre Reaktion. „Alles war geputzt.“ Sie habe gerade schließen wollen, deswegen habe sie die Frau mit dem Kind weggeschickt.
Der Vorfall habe sie beschäftigt, sagt die Gastronomin. Und ihre Reaktion tue ihr leid: „Ich bin nicht böse. Das war einfach der falsche Platz zur falschen Zeit, manchmal kommt alles zusammen.“ Generell weise sie Toiletten-Nutzer nicht ab – etwa seit 20 Jahren beim Haidhauser Christkindlmarkt.
Für Stefanie M. ist ihr Erlebnis, das übrigens nebenan noch ein halbwegs gutes Ende fand, leider typisch für ihre Heimatstadt: „Menschen, die sich demonstrativ stöhnend einen neuen Sitzplatz suchen, wenn man sich als Mutter mit ganz ruhigem Kind im Café niederlässt, Beschimpfungen im öffentlichen Nahverkehr, wenn das Kind mal herumnölt oder Bedienungen, die einem auf jede erdenkliche Weise zu verstehen geben, dass man als Eltern mit Nachwuchs unerwünscht ist.“
Zum Glück gebe es auch Ausnahmen – aber die müsse man erst mal finden. „Keine einfach Sache in München“, so Stefanie M.
Wie, liebe AZ-Leser, sehen Sie die Situation in München? Sind die Stadt und ihre Bürger kinderfreundlich? Was haben Sie selbst mit Ihren Kindern erlebt, wie sind Ihre Erlebnisse mit fremden Kindern – und deren Eltern? Schildern Sie uns Ihre Erfahrungen an lokales@abendzeitung.de
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