Laden in München besteht schon seit Jahrzehnten – doch kaum einer kennt ihn
Schwabing - Die Buchhandlung Lehmkuhl in der Schwabinger Leopoldstraße 45 dürften die meisten Münchner Bücherfreunde kennen, nicht nur, weil hier immer wieder Star-Autoren Lesungen machen oder ihre Bücher signieren, sondern weil dort schmökern einfach Spaß macht.
Gut versteckt: Lehmkuhls Weihnachtsladen in München
Aber nur wenige lugen rechts um das Haus herum in die Einfahrt und hinter das grüne Tor, das normalerweise geschlossen ist. Dort liegt, versteckt hinter einer Garage, ein zauberhafter kleiner Innenhof, in dem ein Anbau steht wie ein verlängertes Gartenhaus. Man erwartet das nicht an der belebten Leopoldstraße.

Aber seit Anfang November steht das grüne Tor offen: Das Erdgeschoss im Hinterhaus (wo das Lehmkuhl normalerweise Lagerräume hat) verwandelt sich im November und Dezember nämlich in ein 60-Quadratmeter-Lädchen, das ausschaut wie ein Mini-Christkindlmarkt voller kleiner Weihnachtsgeschenke. Und zwar der früheste Christkindlmarkt der Stadt – offiziell beginnt der Advent ja erst in vier Wochen, mit dem ersten Adventssonntag am 3. Dezember.
Im Hinterhof der Buchhandlung Lehmkuhl: "Lauter mit Liebe gemachte Geschenke"
Was es damit auf sich hat, wissen beinahe nur Eingeweihte, obwohl es "Lehmkuhls Weihnachtsladen", wie er offiziell heißt, schon seit Jahrzehnten gibt. Anfangs hat es hier vor allem Kalender zu kaufen gegeben. Seit ihn aber Kinga Zobel führt, ist das anders.
Kinga Zobel ist eigentlich Galeristin (sie führt die Schmuckkunstgalerie Biró in der Maxvorstadt) und hat nicht nur ein Auge für Besonderes, sondern auch eine Liebe für vieles, was rund um München und Bayern in kleinen Werkstätten handgefertigt wird, aus Natur- oder recycelten Stoffen – oder was aus sozialen Frauenprojekten im Rest der Welt kommt. "Lauter mit Liebe gemachte Geschenke", sagt sie, "die es sonst nirgendwo in Schwabing gibt."

Das ganze Jahr halte sie auf kleinen Handwerkermärkten, in Läden, auf Messen Ausschau nach neuen Ausstellern. Für dieses Jahr hat sie Produkte aus 30 Werkstätten zusammengesucht, sie sind aus Holz, Glas, Papier, Porzellan, Keramik, Metall, Wachs, Seife oder Filz, dazu gibt es auch einige feine Schnäpse und Mixgetränke.
Inhaberin: "Als Kind wollte ich immer im Lehmkuhl eingesperrt werden"
Warum sie das alles gerade in diesem Hinterhaus zusammenträgt? "Das war ein Kindheitstraum", sagt sie schmunzelnd, "ich wollte als Kind immer im Lehmkuhl eingesperrt werden, damit ich nicht aufhören muss, zu lesen." Dieses Lehmkuhl-Gefühl gönnt sie sich nun zwei Monate im Jahr. Wobei: Zeit, Geschichten zu lesen, hat sie kaum mehr, aber in ihrem Weihnachtsladen kann sie sich gut welche ausdenken – beim Blick auf die skurrilen Gesichter der geschnitzten Holzfigürchen von Tilla Messermann, zum Beispiel, die wie Märchenfiguren aussehen.

"Das schlägt für mich eine Brücke zu den Geschichten, die man drüben im Lehmkuhl kaufen kann." Auch schön: die bunten Glasvögel mit Federschweif, die ein hochbetagter Glasbläser aus Lauscha bis heute in seiner Werkstatt als Weihnachtsschmuck fertigt. Oder die Zirbenkissen aus einer Schreinerei in Österreich, die bestickten Leinenkissen vom Tegernsee oder nach alten Rezepten gesiedete Seifen, die man ganz unverpackt auch als Shampoo oder Duschgel benutzen kann.
Wer eher was für die Geschmackssinne sucht, wird auch fündig bei Kinga Zobel: Das Bernstein-Tonikum des Münchners Franz von Fein ist ein alkoholfreier Sirup aus Wacholderbeere und Hibiskusblüte, der köstlich in Prosecco schmeckt. Übrigens auch noch weit nach der Adventszeit.

Lehmkuhls Weihnachtsladen (Leopoldstraße 45, Gartenhaus im Hinterhof) ist von 2. November bis 23. Dezember geöffnet, jeweils Montag bis Samstag von 10 bis 19 Uhr.
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