Kulturstrand-Vergabe: Die Urbanauten sind zurück

Das KVR schlägt dem Stadtrat vor, den Kulturstrand heuer wieder an Benjamin David zu vergeben. Zehra Spindler ist nach einem Jahr wieder raus.
München/Haidhausen - Die Organisation des Kulturstrands wird nach langem Streit in diesem Jahr wieder an Benjamin David fallen. Darauf deutet seit gestern alles hin. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) versandte seine Beschlussvorlage für den Stadtrat an die einzelnen Fraktionen. KVR-Chef Thomas Böhle schlägt vor, den Party-Strand am Vater-Rhein-Brunnen heuer wieder an David ("Die Urbanauten") zu vergeben.
Damit gilt in Rathaus-Kreisen als sicher, dass Zehra Spindler ("Urban League") leer ausgeht. Nächste Woche könnte der Stadtrat die Debatte mit einer Entscheidung für David beenden. Der Urbanaut hatte das Konzept, mit einem aufgeschütteten Strand sonst kaum genutzte Orte in der Stadt für ein paar Monate im Sommer zu beleben, in München etabliert und über viele Jahre umgesetzt.
Stadträte dürfen abstimmen
2016 setzte sich Spindler überraschend im Vergabeverfahren gegen ihn durch. David ging juristisch gegen diese Verwaltungsentscheidung vor und hätte beinahe verhindert, dass überhaupt ein Stadtstrand stattfinden konnte. Heuer wurden die Karten neu gemischt – auch, weil die CSU und die Grünen mit einigen kleinen Gruppen im Stadtrat der Verwaltung das letzte Wort entzogen und nun die Stadträte abstimmen dürfen.
Jetzt schlägt die Verwaltung etwas überraschend genau jenen Kandidaten vor, den CSU und Grüne ohnehin favorisiert hatten: Benjamin David. Eine Mehrheit im Stadtrat gilt damit als sehr wahrscheinlich – zumal nun auch die SPD zustimmen dürfte, die ja ohnehin dem Kreisverwaltungsreferat die Entscheidung überlassen wollte.
82 zu 69 Punkten
David hat der Stadtverwaltung offenbar ein sehr ausgefeiltes Konzept präsentiert – und von der Mülltrennung über den Baumschutz bis zur Kinderbetreuung alle Aspekte bedacht, die der Stadt wichtig sind. An der Beschlussvorlage waren auch das Kulturreferat, das Wirtschaftsreferat und das Sozialreferat beteiligt. Überall konnte er überzeugen. Insgesamt holte David 82 von möglichen 100 Punkten und liegt damit sehr weit vorne.
Zehra Spindler mit der "Urban League" erreichte 69 Punkte, der Kino-am-Olympiasee-Veranstalter Reinhard Straßer kam mit seinem Konzept auf 33 Punkte. In dem Papier wird noch ein Bewerber genannt: Tuncay Acar (Strom, Import-Export) hätte mit den Leuten vom Café Kosmos ebenfalls gerne den Strand übernommen. Sein Antrag wurde gar nicht geprüft: Er war zu spät eingegangen...
Musik, Literatur, Kunst - und Kinderbetreuung
David hat die Stadt mit vielen Details überzeugt. Besonders beeindruckte er mit dem Ansatz, ein "sehr großes Publikum" anzusprechen. Er kündigt "unterschiedliche musikalische Stilrichtungen sowie Programminhalte zu Literatur, Film, Kunst und Architektur" an. In literatrischen Gesprächen und Ausstellungen soll es um die Isar gehen. David hat der Stadt versprochen, freies WLAN einzurichten und eine Nachmittags-Kinderbetreuung.
An zwei Tagen will er Anwohner einladen, um ins Gespräch zu kommen, und zu nah an Bäumen werden keine Buden aufgestellt ("weder im Wurzel-, noch im Kronenbereich"). Spindlers Ergebnis fiel – anders als im Vorjahr – deutlich ab. Die Besucher kämen "zu einem Großteil vorrangig zur Entspannung", also nicht wegen der Kultur, kritisiert die Stadt.
Verhängnis Subkultur
Und: Ihr Musikprogramm sei "hauptsächlich geprägt von elektronischer Musik". Unterm Strich scheint Spindler zum Verhängnis geworden zu sein, dass sie sich nach Ansicht der Stadt zu sehr an eine Subkultur richtet – und nicht an ein „uneingeschränkt breites Publikum“, wie es explizit heißt. Spindler sagte der AZ, sie nehme das Ergebnis "sportlich" und werde sich "einen schönen, freien Sommer machen".
Akteneinsicht werde sie aber beantragen, um für die Zukunft zu lernen. Nächste Woche also dürfte der Strand-Streit wohl zu Ende gehen. In ein paar Wochen dann werden wieder Sand und Liegestühle an den Vater-Rhein-Brunnen geliefert – und die Kultur-Party beginnt.
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