Kroetz fährt Radl – und zahlt Lehrgeld

Altstadt - So richtig gerne radelt Schriftsteller Franz Xaver Kroetz nicht in München – zu stressig. Jetzt hat er’s doch wieder mal getan. Und prompt eine Verwarnung kassiert. Das gab ihm zu denken – und zu schreiben. Hier das Kroetz’sche Essay:
Radl oder nicht Radl, das ist die Frage, frei nach William Shakespeare. Obs edler im Gemüt, die Autos und Autotüren, die Fußgänger, Kinderwägen, Lieferwägen, Abbieger und Radlrambos ertragen und was Gutes fürs Klima tun, oder sich waffnend gegen diese See von Plagen, mitm Auto fahren, die Innenstadt verpesten?
Von Obermenzing bis zum Maxwerk muss ich. Probe für den neuen Tatort aus Bayern. Mit dem guten Gefühl, ich mach mir und der Umwelt eine kleine Freude fahr ich mit dem Radl. Hin gehts prima. Zurück, Proben sind anstrengend, will ich möglichst grad fahren: Maximilianstraße, Perusastraße – von wegen, die ist für Radler gesperrt.
Man kann sich entweder rechts zum Odeonsplatz oder links zum Marienplatz von den Touristen zamtreten lassen. Stehen bleiben kann man auch, dann fahren einen die Taxis und Stadtrundfahrtbusse zam. Und man könnte gradaus weiterfahren durch die Perusastraße, die ist ziemlich leer.
Darf man aber nicht, verwarnt mich ein Sonderkommando der Verkehrspolizei, freundlich und für 15 Euro. Warum darf ich in der Maximilianstraße radeln, in der Maffeistraße auch, aber in der Perusastraße nicht, frag ich. Weil es so ausgeschildert ist, sagt der Polizist.
Ganz wohl ist ihm dabei auch nicht, scheints. Aber was solls, Schild ist Schild und muss befolgt werden. Auch wenn es der von allen Seiten bedrängte Radler gar nicht sehen kann.
Schildbürgerbeamtenstreich?! Oder sind dieses und ähnliche unsinnige Radlverbote dafür da, aus gutwilligen Radfahrern wieder stinkende Autofahrer zu machen?
Also bei mir hat das funktioniert. Ich fahr so schnell nicht mehr mitm Radl in die Stadt. Für 15 Euro krieg ich einen Superparkplatz und die Gebühren kann ich auch noch von der Steuer absetzen.
Toll, gell!