Krieg auf der Straße: Radler mit Schlüsselbund gestoppt

Weil er mit dem Lenker ein Auto zerkratzt haben soll, wirft dessen Fahrer vor Wut mit seinen Schlüsseln nach dem Radfahrer – und trifft das Hinterrad. Der Autofahrer stand nun vor Gericht. Das Urteil.
von  Torsten Huber
"Ich bin sauer gewesen“: Der Angeklagte Boris Sch. vor Gericht. Er hat mit seinem Schlüsselbund Ouahid K. vom Rad geholt.
"Ich bin sauer gewesen“: Der Angeklagte Boris Sch. vor Gericht. Er hat mit seinem Schlüsselbund Ouahid K. vom Rad geholt. © th

München - Mitunter spielen sich auf Münchens Straßen seltsame, teils heftige Streitereien ab. So wie diese. Der Autofahrer Boris Sch. (42) will den Radler Ouahid K. (26) stoppen und ihn zur Rede stellen, weil der ihm mit dem Lenker den Wagen zerkratzt hat. Aber der Radler hält nicht an.

Aus Wut wirft der Autofahrer dem Radler seinen Schlüsselbund nach – und landet einen, nun ja, einen Volltreffer: Die Schlüssel landen im Hinterrad und blockieren es abrupt. Der Radler ist gestoppt.

Für diesen Wurf muss sich Boris Sch. jetzt vor dem Amtsgericht verantworten. Der Vorwurf: gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Der Angeklagte, Unternehmer in der Tauchbranche, war an einem Spätnachmittag im vergangenen Juli „in der Blumenstraße unterwegs“, wie er vor Gericht erzählt. Vor einer Ampel wollte der Radler Ouahid K. links an ihm vorbei. Dabei soll er mit dem Lenker einen großen Kratzer in den schwarzen VW-Bus T5 gemacht haben: „Der Radler ist einfach weiter gefahren.“

Sch. hielt an, stieg aus dem Wagen und sah sich den Schaden an: „Das waren über 1200 Euro Reparaturkosten. Der Schaden ist bis heute nicht reguliert.“

Zufällig sah der Angeklagte wenig später den Radfahrer in der Landwehrstraße wieder. Boris Sch. trat aufs Gas, überholte den Radler und blieb in Höhe Mathildenstraße am rechten Fahrbahnrand stehen: „Ich bin aus dem Auto gesprungen, habe geschrien: ,Halt, du hast mein Auto beschädigt!’“ Daraufhin sei der Radler erneut weitergefahren. Boris Sch.: „Ich bin sauer gewesen und habe einfach den Schlüsselbund geworfen – aber nicht gezielt auf die Person.“

Die Schlüssel verhedderten sich in den Speichen. Zeitungsausträger Ouahid K. kippte zur Seite, fing den Sturz mit dem rechten Bein ab. Es kam zum Gerangel. Zeugen mischten sich ein, bald war die Polizei vor Ort.

Vor Gericht gesteht Boris Sch. und entschuldigt sich bei dem Radler. Urteil: 2400 Euro (60 Tagessätze) und einen Monat Fahrverbot.

Nächste Woche steht Radler Ouahid K. wegen Fahrerflucht vor Gericht.

 

 

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