Krächz! So viele Krähen wie nie in München

München - Wenn die Tschechen und die Russen mit den Polen und den Münchnern einen Ausflug machen, wird der Himmel schwarz – rabenschwarz! Mehrere hundert Vögel fliegen in dichten Schwärmen durcheinander. Fast einen halben Meter groß sind sie, mit langen Schwingen: Es sind Krähen. Ziemlich viele sogar.
Sie nisten in den kahlen Bäumen, stochern mit ihren dicken Schnäbeln durchs Gras, staksen zwischen Spaziergängern im Park oder ziehen durch den grauen Winterhimmel – was vielen unheimlich vorkommt, denn es sind so viele wie noch nie.
„Wir haben derzeit deutlich mehr Krähen als sonst“, sagt der Stadtjäger und Falkner Wolfgang Schreyer. Sie sind vor der großen Kälte im Osten geflohen, Schreyer nennt sie „Wintergäste“: Saatkrähen aus Russland, Polen, Tschechien und Skandinavien. Besonders oft sind auch Aaskrähen zu sehen.
In München nisten die zuagroasten Krähen „praktisch überall“, sagt Schreyer – auf ihrer Flucht vor der Kälte bleiben sie aber oft in den Stadtparks hängen: Im Olympiapark haben die Krähen die kahlen Bäume besetzt, ebenso im Englischen Garten oder im Pasinger Stadtpark. Andere machen sich über Mülltonnen her, auch in Feldmoching hat Schreyer schon „riesige Schwärme“ gesichtet. Wenn sie sich hier mit Münchner Krähen vereinigen, „werden’s locker 400 bis 500 Tiere“, sagt er. „Das ist eine unheimlich hohe Zahl.“ In den Parks gibt es genug zu essen, noch dazu „werden sie sehr oft von Menschen gefüttert“, sagt Schreyer.
Genau das sei aber ein großes Problem: „Es muss endlich aufhören. Da tut man den Tieren keinen Gefallen, sie werden abhängig davon.“ Sei das Wetter einmal schlecht, könnten die Tiere ihr Essen nicht mehr selber finden. „Wir haben schon oft halb verhungerte Tiere gefunden.“
Durch die „immense Fütterung“ wachsen auch die Kolonien der Münchner Krähen immer weiter. „Sie haben hier beste Voraussetzungen: viel Futter und milde Winter“, sagt Schreyer. In der Stadt fehlten natürliche Feinde wie Habichte und Marder. Da wachsen manche Kolonien im Eil-Tempo: „In Unterschleißheim gab es vor zehn Jahren etwa 15 Vögel. Heute sind es 300.“
Menschen müssen keine Angst vor den Krähen haben. „Die sind harmlos“, sagt Schreyer. Die Saatkrähe sei ein reiner Pflanzenfresser, „die Aaskrähe frisst höchstens junge Singvögel.“ Wem die Vögel doch unheimlich sind – es ist bald vorbei. Ende März, so Schreyer, „fliegens heim“.