Kösk im Münchner Westend: Ein Ort für alle wird endgültig plattgemacht

Westend - Das Köşk (türkisch für Hütte, Pavillon) im Westend war neun Jahre lang einer der wenigen Orte in München, der immer gratis und für alle offen war und sich dadurch über die Jahre zu so etwas wie einem inoffiziellen Viertelzentrum entwickelt hat.
Konzerte, Ausstellungen, Performances, Lesungen, eine riesige Dunkelkammer für analoge Fotografie und ein Mitmachorchester für alle gab es an der Ecke Westendstraße/Schrenkstraße – und das immer ohne Konsumzwang.

Köşk im Westend wird abgerissen: Neuer Ort gesucht
Jetzt aber ist das Gewissheit, was schon seit Jahren über dem Köşk schwebte: Der Abriss der ehemaligen Stadtteilbibliothek steht unmittelbar bevor – denn das Köşk war neun Jahre lang nur eine Zwischennutzung. Gemeinsam mit dem Schwesterprojekt Färberei in Giesing wird das Köşk vom Kreisjugendring seit Mai 2015 betrieben.

Es sei "emotional sehr hart" für das ganze Team, sagt Andrea Schönhofer zur AZ. Aber auch in beruflicher Hinsicht, weil trotz langer Suche immer noch nicht klar ist, ob es für das Köşk in München einen neuen Standort geben wird. "Das bedeutet, dass wir nicht weiter planen können", so Schönhofer.
Ein möglicher neuer Standort wäre in der Schillerstraße 38, zwischen Hauptbahnhof und Sendlinger Tor. Dort gab es auch schon vereinzelte Veranstaltungen des Köşk. Aber auch ob das klappt, steht noch nicht fest.

Köşk will "nicht in einem Hinterhof verschwinden"
Was für das Köşk-Team jedenfalls wichtig wäre: "Dass wir nicht in einem Hinterhof verschwinden. Es wäre schön, wenn wir weiterhin nach außen hin sichtbar wären und präsent sind", sagt Schönhofer. "Es wäre schade für die jungen Künstlerinnen und die Kultur".

Noch ist das Köşk also nach wie vor auf der Suche nach einem geeigneten neuen Raum in München, an dem Kultur gezeigt, gemacht, gespielt und diskutiert werden kann.
Zuerst hat das Kulturzentrum nun aber am vergangenen Samstag (1. Juli) für einen ganzen Monat lang zu den großen Abriss-Festspielen mit vielen Künstlerinnen und Künstlern, die in den vergangenen neun Jahren dort engagiert waren, eingeladen.
Großes Abriss-Festival für das Köşk im Juli
Noch bis 10. Juli spielen verschiedene Brassbands im oder vor dem Köşk, am 7. Juli spielt das "Ensemble für synkretische Musik" zwei Neukompositionen der Münchner Musiker Carl Oesterhelt, Zoro Babel und Sachiko Hara, die eigens für das Köşk geschrieben wurden.
An mehreren Tagen wird außerdem das komplette Köşk bemalt – und alle dürfen mitmachen. Das große Abriss-Finale findet dann am letzten Juli-Wochenende mit vielen Aktionen, Musik und Essen statt.
Dann ist erstmal Schluss mit dem Köşk – so lange, bis vielleicht doch noch eine neuer Standort in München gefunden wird.
Köşk, Schrenkstraße 8, Mehr Infos