Kinderklinik: Sechs Schwestern fristlos entlassen
Harlaching - Auf den Brandbrief, den Mitarbeiter der Harlachinger Frühchenstation geschrieben haben, folgen jetzt personelle Konsequenzen. Sechs Schwestern haben eine fristlose Kündigung erhalten. Das teilte das Stadtklinikum am Montagabend mit (AZ berichtete).
In dem von 20 Mitarbeitern unterzeichneten Schreiben hatte das Pflege-Team schwere Anschuldigungen gegen den Chefarzt der Kinderklinik Harlaching erhoben. Es stand im Raum, dass Babys aufgrund von Behandlungsfehlern verletzt worden und sogar gestorben sein könnten. Ein externer Gutachter entlastete den Mediziner jedoch – daraufhin stellte auch die Staatsanwaltschaft ihre Vorprüfungen ein.
Fakt ist: Schon vor dem Brandbrief war bekannt, dass das Arbeitsklima auf der Station hoch belastet ist. Handelte es sich bei all dem möglicherweise also nur um eine Verleumdung? Das Klinikum reagiert nun auf jeden Fall mit harter Hand – und entlässt sechs Pflegekräfte. Die Begründung: „Erhebliche Verletzung der arbeitsvertraglichen Pflichten“. Zudem teilt ein Pressesprecher der städtischen Krankenhäuser mit, dass „darüber hinaus arbeitsrechtliche Konsequenzen“ auch für weitere Beschäftigte der Kinderstation K9 geprüft würden.
Die Schwestern wollen das nicht hinnehmen. Der Anwalt Gerhard Rieger will sich heute mit ihnen zusammensetzen. Er sagt: „Alle Sechs wollen voraussichtlich gegen ihre Kündigung klagen.“ Er sehe „ganz gute Chancen, was diese Klage angeht.“
Rieger vertritt nach eigenen Angaben gut 20 Mitarbeiter der Kinderklinik. Wieso sollen nun ausgerechnet diese sechs Frauen gehen, wenn es doch 20 Unterzeichner gab? Die Antwort des Klinikums klingt ausweichend: „Unterschiedliche Sachverhalte“ seien ausschlaggebend gewesen, heißt es dort. Die Liste derer, die den Brief unterschrieben, liege der Geschäftsführung zwar immer noch nicht vor. Aber: „Die intensive interne Aufklärungsarbeit hat die entsprechenden Ergebnisse geliefert.“
Bleibt die Frage, was die Entlassungen für die personelle Lage auf der Station bedeuten. Nach Auskunft eines Klinik-Sprechers sollen neue Pflegekräfte gewonnen werden. Zudem könnten Mitarbeiter aus dem Schwabinger Krankenhaus einspringen.
- Themen: