Keine Werkswohnungen: Politik kritisiert Pläne für Google-Zentrum an Arnulfstraße

In der Maxvorstadt ist Google willkommen - aber man hätte sich auch den Bau von Werkswohnungen gewünscht.
von  Eva von Steinburg
So soll der Postpalast an der Arnulfstraße nach den Wünschen von Google umgestaltet werden.
So soll der Postpalast an der Arnulfstraße nach den Wünschen von Google umgestaltet werden. © Google

Maxvorstadt - Im Jahr 2023 eröffnet das neue Google-Entwicklungszentrum an der Arnulfstraße: mit einem öffentlichen Café an der Rotunde und einem öffentlichen Durchgang von der Arnulfstraße zur Tillystraße.

1500 "Googler" sollen hier einmal arbeiten. Am Dienstag stellte Google sein neues Bau- und Sanierungsprojekt im Alten Rathaus vor. Das sagen Lokalpolitiker aus der Maxvorstadt.

Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne) ist Vorsitzende des BA Maxvorstadt. Die 39-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitet an der TU München: "Ich finde die Google-Pläne extrem spannend und Google ist natürlich innovativer als das hier ursprünglich geplante Fünf-Sterne-Hotel."

Svenja Jarchow-Pongratz findet die Pläne von Google spannend.
Svenja Jarchow-Pongratz findet die Pläne von Google spannend. © privat

"Grundsätzlich sind die neuen Pläne eine Chance, das Gelände zu erschließen. Gut finde ich den Anspruch, Teile des Firmengeländes zu durchwegen, wie den neuen öffentlichen Durchgang von der Arnulf- zur Tillystraße. Ich empfinde Google als sehr offen in der Kommunikation. Ich denke, dass das Unternehmen ein echtes Interesse daran hat, seine Nachbarn und seine Umwelt mit einzubeziehen."

Mehr Gentrifizierung wegen Google in Maxvorstadt? 

Georg Jakob (48, Grüne) ist IT-Mitarbeiter und im BA Maxvorstadt für Bauvorhaben zuständig: "Wir freuen uns natürlich, dass München als Wirtschaftsstandort so beliebt ist - aber für die Maxvorstadt ist diese Beliebtheit auch eine Geißel. In den USA investieren Google & Co inzwischen Milliarden in den Wohnungsbau. Wir wünschen uns, dass diese Verantwortung auch in München wahrgenommen wird. Denn wer sonst als internationale Konzerne mit vollen Taschen sollte innovative Werkswohnungen bauen? Wenn zumindest für Praktikanten und Azubis temporäre Unterkünfte in der Arnulfpost geschaffen werden würden, würden dem Markt vielleicht weniger Wohnungen entzogen, die über Airbnb vermietet werden."

Georg Jakob von den Grünen.
Georg Jakob von den Grünen. © privat

"Neue Google-Mitarbeiter, die mit dem Fahrrad kommen, müssen nah wohnen. Das könnte die Gentrifizierung in der Maxvorstadt weiter anheizen. Das Google-Mobilitätskonzept, sich auf funktionierende Öffis zu verlassen, die die Stadt München zur Verfügung stellt, ist mir zu wenig."

Gesche Hoffmann-Weiss (SPD), zweite stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Maxvorstadt: "Google schafft es, gut für sich und seine Pläne zu werben. Die Bürger der Maxvorstadt hätten sich aber gewünscht, dass der Rundbau für sie zugänglich und nutzbar wird. Ich erinnere mich noch gut an die Nachtflohmärkte unter der Rotunde des Postpalasts. Dieser schöne Raum wird in Zukunft für Google-Events genutzt."

Gesche Hoffmann-Weiss von der SPD  hätte lieber Wohnungen am Postpalast entstehen sehen.
Gesche Hoffmann-Weiss von der SPD hätte lieber Wohnungen am Postpalast entstehen sehen. © privat

"Uns in der Maxvorstadt fehlt aber schon lange ein großer Saal. Wenn Google so CO2-neutral ist, wie es sagt, dann müssten die Dächer des Arnulfpost-Standorts mindestens Dachbegrünung und Photovoltaik bekommen. Statt Büros hatten wir schon früher kleine Wohneinheiten vorgeschlagen. Vielleicht kann Google in einen Fonds einzahlen, auf den die Stadt bei Ausübung von Vorkaufsrechten zugreifen kann - als Gegenleistung dafür, dass der Konzern diesen attraktiven Standort nun ganz für sich haben wird."

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