Kein Geld: Theater für Kinder droht Schließung

Das Münchner Theater für Kinder ist von der Schließung bedroht - vielen Münchnern blutet bei dieser Vorstellung das Herz. Doch wer ist Schuld an der Finanzmisere der Traditionsbühne?   
Myriam Siegert |
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Seit 45 Jahren gibt es das Münchner Theater für Kinder, am heutigen Sitz in der Dachauer Straße ist es seit 1977.
Petra Schramek 4 Seit 45 Jahren gibt es das Münchner Theater für Kinder, am heutigen Sitz in der Dachauer Straße ist es seit 1977.
Seit 45 Jahren gibt es das Münchner Theater für Kinder, am heutigen Sitz in der Dachauer Straße ist es seit 1977.
Petra Schramek 4 Seit 45 Jahren gibt es das Münchner Theater für Kinder, am heutigen Sitz in der Dachauer Straße ist es seit 1977.
Ein Aushang informiert über die drohende Schließung.
Petra Schramek 4 Ein Aushang informiert über die drohende Schließung.
Auch dieser Brief der Stadt aus dem Jahr 2011 hängt am Theater aus. Darin erteilt die Stadt eine Absage für eine Förderung.
Petra Schramek 4 Auch dieser Brief der Stadt aus dem Jahr 2011 hängt am Theater aus. Darin erteilt die Stadt eine Absage für eine Förderung.

Das Münchner Theater für Kinder ist von der Schließung bedroht - vielen Münchnern blutet bei dieser Vorstellung das Herz. Doch wer ist Schuld an der Finanzmisere des Theaters?   

Maxvorstadt - Es ist eine Institution, die jeder kleine und große Münchner kennt, für Generationen von Grundschulklassen Schulklassen war ein Besuch im Münchner Theater für Kinder in der Dachauer Straße ein fester Bestandteil des Schuljahres, die liebevoll gestalteten Plakate der Stücke schmücken seit Jahrzehnten viele Kinderzimmer. Im Sommer wurde das Theater 45 Jahre alt – jetzt ist das Theater in dem Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter oder Ali Baba und die 40 Räuber jahrzehntelang Kinder für das Medium Theater begeisterten, angeblich von der Schließung bedroht.

Ein Aushang am Eingang des schönen Jugendstil-Baus verkündet die Hiobsbotschaft. Auch auf der Internetseite heißt es: „Das Münchner Theater für Kinder stellt den Spielbetrieb zum 31.10.2013 ein und muss schließen, da die Förderung von Staat eingestellt wurde und wir sonst von keiner anderen Stelle Hilfe bekommen!“ Laut Angaben des Theaters musste allen 50 Mitarbeitern gekündigt werden. Konkret fehlten 90000 Euro, der Freistaat habe die Förderungszahlungen für August und September eingestellt. Verzweifelt bittet das Theater deshalb die Zuschauer um Hilfe und ruft zu Spenden auf.

Wieder einmal. Theaterinsider kennen diese Klagen. Seit Jahrzehnten droht Betreiber Heinz Redmann regelmäßig mit der Schließung seiner Bühne.

Beim zuständigen Kunstministerium sieht man die Sache denn auch etwas anders. Laut einer Ministeriumssprecherin sind die Probleme hausgemacht. „Der Freistaat hat die Förderung des Münchner Theaters für Kinder nicht eingestellt. Herr Redmann hat für seinen Theaterbetrieb in diesem Jahr bereits Abschlagszahlungen in Höhe 280 000 Euro erhalten“, heißt es in einer Mitteilung.

Alleine mit diesen Auszahlungen habe das Theater mehr an finanzieller Unterstützung vom Freistaat Bayern erhalten als die allermeisten anderen bayerischen Theater in privater Trägerschaft. Dass in diesem Jahr noch kein Förderbescheid und somit keine Abschlusszahlungen an das Theater gegangen seien, liege daran, dass dafür notwendige Unterlagen fehlten.

Konkret geht es um die Vorlage des Verwendungsnachweises für das Jahr 2012. Den sei das Theater dem Ministerium nach wie vor schuldig. Dabei war der Stichtag dafür bereits der 31. März 2013. Das Ministerium erklärt, der Theaterleitung sei es aus Gesprächen und Förderungen der Vorjahre bekannt, dass man erst dann abschließend über die Höhe des Jahreszuschusses entscheiden könne, wenn die Abrechungen und der Jahresabschluss 2012 des Theaters vorliegen.

360000 Euro bekam das Theater im vergangenen Jahr vom Freistaat. Eine stattliche Summe. Die Förderung wird aber jedes Jahr anhand des zu erwartenden Fehlbetrags aus den Betriebskosten neu festgelegt. „Dass Herr Redmann nach nunmehr neun Monaten nach Ende des Kalenderjahres 2012 noch keinen Verwendungsnachweis bei uns vorgelegt hat, liegt in seiner Verantwortung“, schreibt das Kunstministerium.

Das Ministerium argumentiert außerdem, dass der Freistaat sich in den vergangenen Jahren sehr stark für das Münchner Theater für Kinder engagiert hat. Und es verweist auf andere potentielle Geldgeber: „Wenn das Theater schließen muss, dann nicht, weil es vom Kunstministerium bislang "nur" 280.000 Euro erhalten hat, sondern weil es zum Beispiel vom Bezirk Oberbayern lediglich 15 000 Euro Zuschuss und von der Landeshauptstadt München überhaupt keine finanzielle Unterstützung erhält.“

Nach AZ-Informationen gilt das Theater nicht gerade als verlässlicher Geschäftspartner. Probleme mit den Bilanzen gibt es seit Jahren immer wieder. So sei es für die öffentliche Hand, die ja immerhin Steuergelder verwaltet, schwierig, Fördergelder zu bewilligen. Nach Ansicht Vieler mangelt an der Bühne auch an einem Management. Es gebe viele strukturelle und organisatorische Defizite. Ein Generationenwechsel könnte vielleicht helfen, meinen andere.

Die Stadt hat mit der „Schauburg“ schon ein Theater für Kinder und Jugendliche, das sie unterhält. „Es gibt 60 Theater in München, da muss man Grenzen setzen“, erklärt Kulturreferatssprecherin Jennifer Becker. Außerdem hat die Stadt klare Regeln auferlegt, nach welchen Kriterien Institutionen und Projekte gefördert werden. Das Theater für Kinder entspricht diesen nicht.

Trotzdem hat auch die Stadt dem Theater schon mit einem einmaligen Investitionszuschuss geholfen, als dringende Umbaumaßnahmen wegen Brandschutzauflagen notwendig wurden. Das war 2008. Die Erfüllung von TÜV-Auflagen und sicherheitstechnisch unaufschiebbaren Erneuerungen in dem Gebäude von 1915 sprengten das knappe Budget des Privattheaters. Neben dem Zuschuss der Stadt und Geld der Staatsregierung retteten Spenden von Firmen und Privatpersonen die Lage.

Ob es diesmal wieder ein Happy End in letzter Minute geben wird, ist derzeit offen.

 

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