Kaminkehrer verhindert ein Inferno
Bogenhausen - Viel hätte nicht mehr gefehlt – und das Mehrfamilienhaus in Bogenhausen wäre mit einem Schlag in die Luft geflogen. Rund 30 Menschen schwebten, ohne es zu ahnen, in Lebensgefahr. Kaminkehrermeister Tom Stegmaier verhinderte ein Inferno.
Die Bombe tickte unauffällig im Keller des Hauses in der Oberföhringer Straße. „Am Gaszähler und an der Gasheizung war ein Leck“, erzählt Tom Stegmaier. Das so genannte Magnetventil war undicht. Das Gerät regelt die Gaszufuhr der Zentralheizung.
Alle News aus den Münchner Stadtvierteln dem Kaminkehrer bereits aufgefallen. Er informierte damals die Eigentümergemeinschaft des Hauses. Die beauftragten einen Fachmann, den Schaden zu beheben. Doch passiert ist seitdem offenbar nichts.
An diesem Montag kommt Tom Stegmaier routinemäßig zur jährlichen Kontrolle vorbei. Er packt seine Messgeräte aus. Bei der Gasprüfung stellt er fest, dass das Heizungssystem in dem dreistöckigen Gebäude noch immer undicht ist. „Das Messgerät zeigte 2,8 Volumenprozent an“, sagt der Fachmann. Spätestens bei einem Wert von 4,5 Volumenprozent besteht akute Explosionsgefahr. „Dann hätte es genügt, einen Lichtschalter zu betätigen“, sagt Tom Stegmaier, „und ganze Haus wäre mit einem Schlag in die Luft geflogen.“
Der Heizungskeller in dem Gebäude ist etwa 40 bis 50 Quadratmeter groß. Da Erdgas schwerer ist als Luft, ist das Gas nicht im gesamten Haus aufgestiegen, sondern hat sich in Bodennähe angesammelt.
Daher haben die Bewohner auch nichts von dem Leck mitbekommen. Erdgas ist geruchlos, deshalb wird es üblicherweise mit einem Duftstoff versehen, damit man sofort riecht, wenn Gefahr in der Luft liegt. Doch auch das half in diesem Fall nichts.
Zum Glück war über ein vergittertes Fenster im Keller ein Luftaustausch möglich. Deshalb reicherte sich das gefährliche Luft-Erdgas-Gemisch offenbar nicht in noch höherer Konzentration in dem Mehrfamilienhaus an.
Der Kaminkehrermeister verständigte sofort die Gaswache der Stadtwerke. Die sperrten die Leitung ab. „Da können Sie sich bei ihrem Kaminkehrer wirklich bedanken, dass nichts Schlimmeres passiert ist“, sagten die Fachleute zu den Bewohnern, als sie nach getaner Arbeit wieder abrückten.
„Der Kaminkehrer hat sich wirklich vorbildlich verhalten“, lobt auch Christian Miehling, Sprecher der Stadtwerke München. Der Defekt lag, so Miehling weiter, an der Anlage und nicht in der Verantwortung der Stadtwerke.
Inzwischen hat ein Installateur das defekte Bauteil ausgetauscht. Die Gefahr ist damit gebannt. Ein Magnetventil kostet rund 100 Euro, der Einbau dauert ungefähr zwei Stunden. Unterm Strich eine Reparatur, die die Eigentümer rund 500 Euro kostet. Ein Klacks im Vergleich zu den Folgen bei einer Explosion.
Tom Stegmaier ist seit 25 Jahren Kaminkehrer. Immer wieder stößt er bei seinen Kontrollen in den Häusern seines Bezirks auf gefährliche Defekte. Rund 60 Mal pro Jahr muss er deshalb die Gaswache alarmieren. „Etwa fünf Mal im Jahr kommt es vor, dass Explosionsgefahr besteht“, sagt der Kaminkehrermeister.
Auch in den Villen der Vornehmen und Reichen stieß der Fachmann schon auf gefährliche Defekt. Wo genau – das mag der 41-Jährige nicht verraten. Viele sparen an den Wartungskosten oder zögern Reparaturen möglichst lange raus. Tom Stegmaier: „Manche schätzen die Gefahren schlicht falsch ein.“
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