Kahlschlag-Drama an der Isar: Trupp holzt zahlreiche Bäume ab

Am Ufer in Freimann haben Fälltrupps in den letzten Tagen zahllose Bäume umgeschlagen. Viele sahen kerngesund aus.
von  Irene Kleber
Die Weide auf der kleinen Isarinsel in Freimann ist gekappt, vorn fehlt ein uralter Baum, dessen Stumpf kerngesund aussieht. Auch rundherum: totaler Kahlschlag.
Die Weide auf der kleinen Isarinsel in Freimann ist gekappt, vorn fehlt ein uralter Baum, dessen Stumpf kerngesund aussieht. Auch rundherum: totaler Kahlschlag. © iko

Freimann - Vor wenigen Tagen noch ist hinter den Gewächshäusern in Freimann ein wildromantisches Fleckerl Isar gewesen. Mit einer Mini-Insel, hohen Buchen, Eschen, Weiden, Pappeln und einem beschaulichen Dickicht drumherum. Hier am Kieselstrand sitzen, die Isar rauschen hören, auf das St.-Valentinskircherl gegenüber in Unterföhring schauen: die pure Erholung.

13 Bäume gefällt: Kahlschlag an der Münchner Isar

Und plötzlich: dieser brachiale Kahlschlag. Allein auf diesem vielleicht 25 Meter langen Stückerl Natur hat ein Trupp Baumfäller 13 Bäume gefällt, die 20 bis 80 Jahre alt waren. Flussaufwärts schaut's genauso aus, abwärts ebenfalls. Ein massiver Kahlschlag nicht nur oben auf dem Spazierweg, sondern auch überall am Isarhang und direkt am Flussufer. Die Spaziergänger hier sind tief getroffen. Und viele Freimanner Bürger entsetzt, weil im ganzen Viertel aktuell Baumfällzeit ist - noch schnell, bevor ab März die Vogelbrut Fällungen verbietet.

Gärtnermeister über gefällte Bäume an der Isar: "Die waren kerngesund"

Genau hinter der Kahlschlagstelle hat der Münchner Gärtnermeister Jürgen Grießmeyer sein Bromeliengewächshaus, fast jeden Tag spaziert er hier mit seinem Hund eine Runde an der Isar entlang. Und er hat sich die gefällten Bäume genau angeschaut.

Gärtnermeister Jürgen Grießmeyer ist bestürzt über die radikalen Fällungen.
Gärtnermeister Jürgen Grießmeyer ist bestürzt über die radikalen Fällungen. © iko

"Einige Eschen hatten sicherlich Schäden", sagt er, aber an den allermeisten gefällten Bäumen fehle überhaupt nichts. "Die waren gerade gewachsen, sind stabil gestanden und waren kerngesund." Nun seien etwa geschützte Schwarzpappeln weg, kaputte Bäume aber stehengeblieben. "Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, nach welchem Konzept hier vorgegangen wurde", sagt der Gärtner. "Für das Landschaftsbild ist das eine Katastrophe."

Auch Kollege Sebastian H. begutachtet den Kahlschlag an der Isar.
Auch Kollege Sebastian H. begutachtet den Kahlschlag an der Isar. © iko

Für bessere Statik: Rückschnitt statt Baumfällung?

Auch im Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann ist man alarmiert. Allein 70 Bäume hat das städtische Baureferat im Dezember zur Fällung angekündigt, auf Plätzen, in Wohnstraßen und auf Spazierwegen. "Argumentiert wird mit Gefahrenbäumen", sagt Barbara Epple, die für die Grünen im BA sitzt, der AZ. "Das finde ich schlimm, wenn eine vielleicht mögliche Gefährdung schwerer wiegt als der ökologische Wert eines alten Baumes."

Einige kranke, aber viele kerngesunde Stämme sind hier aufgeschlichtet.
Einige kranke, aber viele kerngesunde Stämme sind hier aufgeschlichtet. © iko

Besser sollte geprüft werden, ob ein Rückschnitt, der die Statik verbessert, nicht auch ausreichen würde. Epple: "Im Baureferat ist man da aktuell aber eher radikal."

Auf AZ-Anfrage weist das Baureferat darauf hin, dass dieser Isarstreifen nicht mehr zum Stadtgebiet gehöre. Den Kahlschlag hat die Flussmeisterstelle des Wasserwirtschaftsamts München durchgeführt, "um die Verkehrssicherheit zu gewähren", wie das Amt mitteilt. 80 Prozent der betroffenen Bäume seien Eschen, die wegen des Eschentriebsterbens "stark geschädigt seien". Das sei "ein hohes Sicherheitsrisiko für die angrenzenden Wege entlang der Isar". Die Fällungen entlang der Isarradwege zwischen Leinthaler Brücke und der nördlichen Landkreisgrenze Münchens sollen bis Mitte Februar abgeschlossen sein.

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