Junge Flüchtlinge machen Radio

Wie verarbeitet der Mensch traumatische Erlebnisse? Eine Gruppe junger Flüchtlinge hat das Erlebte im Radio künstlerisch umgesetzt.
Ludwigsvorstadt - Jugendliche aus Afghanistan, dem Irak, Somalia und Vietnam haben in einem professionellen Studio ein musikalisches Hörspiel kreiert, in dem sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus der Heimat und Deutschland einbrachten.
Das Projekt des Vereins „Hilfe von Mensch zu Mensch“ in Kooperation mit Radio Lora München auf 92.4 wurde von der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung gefördert. Am 23. April war es live zu hören. Die Organisatoren zum Hintergrund der Aktion:
"Was trennt oder verbindet Heimat und Deutschland? Ist das, was ich vermisse, tatsächlich etwas, was ich in meiner Heimat zurückgelassen habe, oder doch etwas, was ich mitgenommen habe, in mir schlummert, mich begleitet, ich aber noch nicht entdecken konnte?
Zwischen Vergangenheit (Heimat) und Gegenwart und Zukunft (Aufnahmeland) sollte eine Brücke gebaut sowie traumatisierende Erfahrungen von Flucht und Gewalt musikalisch verarbeitet werden. Im Vordergrund standen das Interesse und die Freude am Entwickeln einer musikalischen Reise und die Bereitschaft, ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen einzubringen.
In Gesprächen und Interviews erarbeiteten die zwölf Flüchtlinge zunächst zusammen mit einem Musikpädagogen und einem Autor die Geschichte, die sie wiedergeben wollten. Gleichzeitig sammelten sie Ideen für deren musikalische Untermalung. Dabei handelt es sich nicht um eine klassisch strukturierte und dargestellte Erzählung, sondern eher um eine Collage, eine Aneinanderreihung spontaner Einfälle, die die Züge eines Brainstormings annimmt.
Das Ganze soll von der Atmosphäre, der Stimmung leben. Daher wurden einzelne Wörter, Sätze und Melodien aus den jeweiligen Muttersprachen und Kulturen der Jugendlichen eingeflochten, um ihre Wurzeln und frühere Heimat spürbarer zu machen. Typische Geräusche aus Deutschland verschmelzen im Laufe des Hörspiels mit denen aus dem Heimatland."
Neugierig geworden? Interessierte können das Hörspiel auf der Website von „Hilfe von Mensch zu Mensch“ downloaden.