Jakobi-Fest: "Das Dult-Gefühl zurückholen"

Altstadt - Sonntag, 13 Uhr am Jakobsplatz. Lange Schlangen stehen vor dem Stadtmuseum, vor der Synagoge und vor dem jüdischen Gemeindezentrum. Das ist nicht selten. Doch heute ist mehr los als sonst. Denn heute ist alles kostenlos. Die Anrainer des Jakobsplatzes veranstalten ein Straßenfest. Das Motto: „Nachbarn bauen Brücken.“
Der Jakobsplatz, einer der ältesten Plätze der Stadt, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Bis 2006 die Synagoge eingeweiht wurde, parkten hier Autos. Doch seitdem hat sich viel getan. Heute ist der Jakobsplatz wie aus dem Ei gepellt. Das soll mit dem Jakobi-Fest, benannt nach dem heiligen Jakob, gefeiert werden.
Am Platz treffen die unterschiedlichsten Gemeinschaften aufeinander. Zur Nachbarschaft gehören die jüdische Gemeinde mit ihrer Synagoge, dem Museum und dem Gemeindezentrum, das Stadtmuseum, die Glockenbachwerkstatt, das Alten- und Service-Zentrum, das Angererkloster mit angeschlossener Grundschule und Gymnasium und das Orag-Haus der Schneidergenossenschaft. „Zwei Religionen, Kunst und Handwerk — das gibt es selten auf so kleinem Raum“, sagt Schwester Gabriele Lober von den Armen Schulschwestern. „Aufbrechen, verständigen und aufeinander zugehen“, ergänzt sie. Das müsse man immer wieder forcieren.
So wie heute. Die Schwesternschaft bietet selbstgemachte Waren an und sammelt damit Geld für ein Schulprojekt in Porto Alegre/Brasilien.
Drum herum haben andere Anrainer ihre Stände aufgebaut. Es gibt ein Kinderkarussell und Bühnenprogramm, während beide Museen zu kostenlosen Führungen einladen. Die etwa 4000 Besucher haben heute Zugang zu sonst verschlossenen Türen: Dem Orag-Haus der Schneidergenossenschaft zum Beispiel.
Eine ähnliche Dult fand hier schon oft statt — allerdings nicht in diesem Jahrhundert. Seit 1310 war der damalige Anger der einzige Markt der Stadt, auf dem auch Händler aus anderen Regionen ihre Produkte anbieten konnten. Erst um 1800 zog man aus Platzgründen in die Au auf den Mariahilfplatz.
„Das Gefühl der Dult wollen wir zurück holen“, sagt Claudia Gärtner von der Schneidergenossenschaft. Das Jakobi-Fest soll es wieder geben.