Isarvorstadt: Synagoge kann wohl bald saniert werden
Isarvorstadt - Bei einer nicht-öffentlichen Sitzung hat der Stadtrat am Mittwoch beschlossen, etwa drei Millionen Euro für die Restaurationsarbeiten der Synagoge an der Reichenbachstraße zu freizugeben. Fast alle Stadträte befürworteten damit die Idee des Vereins "Synagoge Reichenbachstraße", das frühere religiöse Nachkriegszentrum der Münchner Juden wieder in den Originalzustand von 1931 zu versetzen – mit Ausnahme der Bayernpartei.
Bayernpartei ist gegen den Zuschuss
Sie stimmte geschlossen gegen den Millionen-Zuschuss, was bei vielen Stadträten für Irritation sorgte – unter anderem deshalb, weil eines der sechs Mitglieder der Fraktion früher der "Alternative für Deutschland" (AfD) angehörte. Doch damit habe das überhaupt nichts zu tun, sagt der bildungspolitische Sprecher der BP, Mario Schmidbauer, der AZ.
"Unser Kollege war zu einem Zeitpunkt bei der AfD, als sich die Partei gerade gründete und sie noch keine rechten Tendenzen zeigte", so Schmidbauer. Es gehe bei der geschlossenen Fraktions-Entscheidung vielmehr "um reine Sachfragen und um die Gleichbehandlung aller Münchner Vereine".
Diese Gleichbehandlung konnten Schmidbauer und seine Kollegen offenbar nicht sehen. "Es fehlte der konkrete Finanzierungsplan, den man als Verein üblicherweise einreichen muss", so Schmidbauer, "und auch eine belastbare Machbarkeitsstudie." Die hätte die Bayernpartei gerne bis Ende des Jahres gesehen, bevor die Stadt ihren Drittelanteil von drei Millionen Euro zuschießt. Ressentiments schließt Schmidbauer kategorisch aus. "Sie können sicher sein, dass wir die grundsätzliche Idee der Sanierung voll unterstützen", so Schmidbauer.
Synagoge Reichenbachstraße: Glasdach besonders sanierungsbedürftig
Doch offenbar waren die vorliegenden Sanierungs- und Finanzierungspläne für alle übrigen 74 Stadtratsmitglieder völlig ausreichend. "Ich bin froh, dass die Entscheidung steht", sagt SPD-Stadtrat Marian Offman. Das flache Glasdach der weltweit einzigartigen Bauhaus-Synagoge sei besonders sanierungsbedürftig. "Da muss schnell gehandelt werden", so der SPD-Stadtrat.
So sieht das auch die Vorsitzende des Vereins "Synagoge Reichenbachstraße", Rachel Salamander. "Jeder Tag, an dem die Synagoge nicht saniert wird, ist ein verlorener Tag", sagt sie mit Blick auf die Bausubstanz. Die Finanzierungszusage von Bund, Freistaat und Stadt stehe nun endlich. "Wir sind froh und erleichtert, dass es bald nach all den Jahren des Verhandelns losgehen kann", sagt sie. Noch sei die Bausubstanz stabil und man dürfe nicht warten, bis sie kippe.

Restaurationsarbeiten bis 2021?
"Die Voruntersuchungen sind abgeschlossen, jetzt geht es um die technischen Voraussetzungen, die man schaffen muss", sagte Salamander. Im nächsten Schritt müsse man die Finanzgeber koordinieren und vor allem die Baugenehmigung für die Sanierung beantragen. "Die Vorstellung der restaurierten Synagoge, wie sie wieder in ihrer schlichten Schönheit strahlen wird, entschädigt für all den ehrenamtlichen Aufwand", so Salamander.
Sie hofft, dass die Restaurationsarbeiten im Jahr 2021 abgeschlossen sind, "falls alles reibungsfrei verläuft." Am Ende soll das Haus allen Münchnern und Touristen offen stehen, als ein Baudenkmal besuchbar durch Führungen oder auch bei passenden Veranstaltungen.
Augsburg fällt Entscheidung zu Synagoge
Auch in Augsburg ist dieser Tage die Entscheidung über die Sanierung einer Synagoge gefallen. Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude soll für rund 27 Millionen Euro generalsaniert werden, hieß es am Donnerstag. Die Arbeiten sollten im Lauf des kommenden Jahres beginnen.
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