Isarvorstadt: Betten Bähren wird 70 - Hier schüttelt das Bärchen die Kissen auf

Seit 70 Jahren dreht sich im Traditionsgeschäft an der Lindwurmstraße in der Isarvorstadt alles ums Schlafen. Die AZ wirft einen Blick auf die Geschichte von Betten Bähren.
von  Myriam Siegert
Simone Jelli (l.) und Andrea Blaser vor einer Ansicht aus den 60ern.
Simone Jelli (l.) und Andrea Blaser vor einer Ansicht aus den 60ern. © Daniel von Loeper/Betten Bähren

Seit 70 Jahren dreht sich im Traditionsgeschäft an der Lindwurmstraße in der Isarvorstadt alles ums Schlafen. Die AZ wirft einen Blick auf die Geschichte von Betten Bähren.

Isarvorstadt - Kondensmilch, Toilettenpapier, Gummibärchen – ein lächelndes Bärchen als Werbefigur, das kennt man. Die wenigsten wissen aber, es gibt auch ein Münchner Unternehmen, das einen ganz eigenen Werbebären hat. Der wohnt in der Lindwurmstraße und wird heuer stolze 70 Jahre alt.

Die goldgerahmten Schaufenster und das elegant geschwungene Treppengeländer atmen noch den Charme der guten alten Zeit, als Geschäfte gerne etwas Mondänes hatten. Betten Bähren in der Lindwurmstraße 125 ist so ein Geschäft.

Dabei fing alles hier ganz unprätentiös an, nämlich 1948 in einem einstöckigen Behelfsbau. Reinhard Bähren, der aus einer Betten-Dynastie im Rheinland stammte, gründete mit seiner Frau Alma das Geschäft an der Lindwurmstraße. Anfang der 60er Jahre wurde dann das heutige Gebäude im lupenreinen Stil der späten 50er, frühen 60er Jahre errichtet.

Betten Bähren - Zwischen Tradition und Fortschritt

Weil das Ehepaar kinderlos blieb, übernahm 20 Jahre später die Münchner Familie Heppner den Laden. Aber: Gründer und Namensgeber Reinhard Bähren hatte neben dem Unternehmen noch etwas hinterlassen – er hatte das Bären-Logo entworfen, das bis heute verwendet wird.

Bis zum U-Bahnbau brachte eine Trambahnhaltestelle direkt vorm Haus reichlich Laufkundschaft in den Laden. Hier kauften die Leute aus dem Viertel, während der Wiesn-Zeit außerdem viele Schausteller und Wirte. Hoteliers, Kinder- und Seniorenheime brachten morgens Kissen und Betten, die bis abends gereinigt wurden.

1999 übergaben die Heppners das Geschäft aus Altersgründen an den Unternehmer Hans Blaser, der verkaufte es 2016 an die jetzigen Besitzer, die Wollweberei Zoeppritz. Diese wiederum wurde schon 1828 gegründet und ist die älteste ihrer Art in Europa.

Seitdem hat man behutsam modernisiert. Das Eiche-rustikal-Interieur wurde aufgelockert, klassische 50er-Jahre-Details blieben erhalten.

Und dann gibt es da diesen besonderen Raum im Untergeschoss mit einer besonderen Maschine. Das Gerät stammt aus dem Jahr 1972 und sieht auch so aus. So hoch und beinahe auch breit wie der Raum erinnert es an das Interieur eines 70er-Jahre-TV-Raumschiffs. Das Knallorange hat man aufgegriffen und gleich den ganzen Raum so gestrichen.

Dieses Projekt will Betten Bähren nun angehen

Die Maschine reinigt die Federn und Daunen aus Kissen und Decken. Die werden dazu in ihrem Inneren durch mehrere Kammern gepustet. Gebrochene Federn werden außerdem entfernt, am Ende wird alles getrocknet und kommt in eine neue Hülle. Nur eine speziell geschulte Angestellte kann und darf die Maschine bedienen. Manchmal, so berichten die Kollegen schmunzelnd, kommt sie wie Frau Holle mit ein paar Federn im Haar aus dem Keller nach oben. Wer es nicht ganz so aufwendig haben möchte, kann seine Kissen und Decken hier auch einfach in einer übergroßen Waschmaschine waschen lassen.

Das und die Bettfedernreinigung bringen bis heute verlässlich Kundschaft in das Geschäft, denn nicht mehr viele bieten einen solchen Service, sagt Andrea Blaser, die seit bald 20 Jahren hier arbeitet. Darüber hinaus seien damals wie heute Kissen, Decken und Weißware das Kerngeschäft des Traditionsladens.

Die könnten auch maßangefertigt werden, für einen Kunden habe man schon auch einmal nach einem speziellen Bettgestell gesucht, erzählt sie sichtlich stolz. Die Ware werde auch ausgefahren, abgeholt und aufgebaut. "Wir haben viele Stammkunden, auch weit über München hinaus, zum Beispiel in Starnberg oder am Tegernsee", sagt sie.

"Fachgeschäfte haben eine Zukunft", ist sich Simone Jelli, zuständig für Kommunikation, sicher, "aber man darf sich nicht ausruhen." Und noch eines sei wichtig, "ein Online-Shop", das will Betten Bähren bald angehen.

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