Invasion der Tempo-30-Schilder: Was in München noch geplant ist

In der Frauenstraße in der Altstadt dürfen ab sofort Autos nur noch 30 km/h fahren. Der Verkehrsreferent wünscht sich das fast für die ganze Stadt.
von  Christina Hertel
Ein Mitarbeiter der Stadt hängt an der Frauenstraße das neue Tempo-30-Schild auf. Mobilitätsreferent Georg Dunkel freut's.
Ein Mitarbeiter der Stadt hängt an der Frauenstraße das neue Tempo-30-Schild auf. Mobilitätsreferent Georg Dunkel freut's. © Daniel von Loeper

München — Donnerstagvormittag kletterte der Münchner Verkehrsreferent Georg Dunkel (parteilos) in der Altstadt auf eine Leiter, hielt ein Tempo-30-Schild in die Höhe, lächelte in Kameras. Denn in der Frauenstraße, die am Viktualienmarkt vorbeiführt, dürfen Autofahrer seit Donnerstag bloß noch 30 km/h fahren. Bislang galt das bloß in Abschnitten und bloß tagsüber unter der Woche. Angebracht haben das Schild dann aber doch die Mitarbeiter des Baureferats.

Tempolimit wegen Lärmschutz

Warum der Referent die Mühen überhaupt auf sich nahm? Dunkel sieht in dem Schilderaustausch einen Erfolg. Zum einen weil es sich für die Anwohner durch die Geschwindigkeitsbegrenzung nun so anhört, als würden nur noch etwa halb so viele Autos in der Frauenstraße fahren, so Dunkel. Auch die Luft wird laut dem Verkehrsreferenten durch die Maßnahme sauberer: Denn wenn die Autos weniger beschleunigen und abbremsen müssen, stoßen sie auch weniger Schadstoffe aus.

Langsame Autos, saubere Luft

Zum anderen geht es Dunkel um mehr als um die Beschilderung in einer einzelnen Straße der Altstadt. Eigentlich wünscht er sich Tempo 30 in der ganzen Stadt, außer auf den großen Hauptverkehrsstraßen. Wenn die Regelgeschwindigkeit nicht mehr bei 50 km/h liegen würde, sagt Dunkel, "wäre das eine große Erleichterung." Schon heute gelte auf 80 Prozent der Straßen 30 km/h. Allerdings sei es für die Stadt momentan ein hoher Aufwand die Begrenzung einzuführen. An der Frauenstraße klappte es bloß, weil die Lärmschutzgrenzen überschritten wurden.

Viele Bezirksausschüsse wünschen sich laut Dunkel auf mehr Straßen Tempo 30. Aus den Bürgerversammlungen komme eine "Flut an Anträgen", die fordern, dass Autos nicht mehr so schnell durch die Straßen düsen dürfen.

Tempo 30 könnte in München die Regel werden

Zudem könnten viele Schilder abgebaut werden, wenn in München Tempo 30 und nicht mehr Tempo 50 die Regel wäre, glaubt Dunkel. Denn dann - so sein Argument - müssten nicht mehr so viele Schilder auf Ausnahmen hinweisen. Alleine in der Frauenstraße müsse die Stadt nun elf Schilder austauschen, so Dunkel.

"Lebenswerte Städte" mit weniger Autos

Mehr als 300 Städte und Gemeinden in Deutschland sehen das ähnlich wie Dunkel. Sie haben sich zur Initiative "Lebenswerte Städte" zusammengeschlossen und fordern ein generelles Tempolimit. Doch München ist nicht dabei.

Das liegt an der SPD. Zwar glaubt auch deren Verkehrsexperte Nikolaus Gradl, dass es sinnvoll ist, weitere Tempo-30-Zonen auszuweisen, und auch er wünscht sich, dass der Aufwand für die Städte nicht mehr so groß ist. Doch die Regelgeschwindigkeit generell umzukehren, lehnt er ab. Anders als Dunkel glaubt er, dass mit so einer neuen Regel nur noch mehr Schilder aufgestellt werden müssten - und zwar um darauf hinzuweisen, dass plötzlich alles anders ist.

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