Interims-Gasteig: Sendlinger fürchten ein Verkehrschaos

Dass in Sendling ein Kulturzentrum entstehen soll, freut viele. Doch die Umsetzung stößt bei Anwohnern auf Kritik.
von  Marie Heßlinger
Gegenüber vom Wohnzimmer wird schon gebaut: Dirk Klose schaut auf den Interims-Gasteig.
Gegenüber vom Wohnzimmer wird schon gebaut: Dirk Klose schaut auf den Interims-Gasteig. © Daniel von Loeper

Sendling - Dirk Klose ist Kunsthistoriker und Künstler, er sei also, sagt er, kulturaffin. Der Interims-Gasteig in Sendling jedoch gefällt ihm nicht. Der 54-Jährige wohnt gegenüber.  "Orion Sparkle", Orionfunkeln, nennt sich das Design der silbrig grauen Wand, die bald vor dem Wohnzimmerfenster hochgezogen wird. Vor ein paar Monaten blickte er noch Richtung Isar raus aufs Grüne, nun bald auf den Kastenbau. Ob man die Fassade nicht begrünen könne?, fragt er. Nein, heißt es.

Interims-Gasteigs in Sendling

Seit Anfang des Jahres baut die Stadt für 112 Millionen Euro eine neue Philharmonie auf dem Gelände der Stadtwerke in Sendling, denn der Gasteig in Haidhausen soll saniert werden. Auch Teile der Stadtbibliothek, der Hochschule für Musik und Theater, und der Volkshochschule sollen auf dem Gelände untergebracht werden. Von Oktober 2021 an sollen die Sendlinger Kulturbauten für vier Jahre als Zwischenlösung dienen.

Klose brachte bereits im Oktober 2017 einen Antrag gegen den Bau des Interims-Gasteigs in Sendling ein. Die Mehrheit der 300 Anwesenden der Bürgerversammlung stimmte ihm zu. Der Stadtrat entschied sich dennoch für Sendling als Standort.

Einige von Kloses Befürchtungen konnten die Sendlinger seitdem abwenden. Beispielsweise werden die meisten Künstler und Handwerker auf dem Gelände an der Hans-Preißinger-Straße bleiben. Auch das Isar-Ufer wurde nicht in die Planungen einbezogen. Eine andere Sorge bleibt: die Frage nach einer geeigneten Verkehrslösung.

Ein Parkplatz und vielleicht mehr Busse

Etwa 700 Meter und rund zehn Fußminuten ist die nächstgelegene U-Bahnhaltestelle Brudermühlstraße vom künftigen Interims-Gasteig entfernt. Den U-Bahntakt dorthin erhöhen werde die MVG nicht, teilte diese auf Anfrage der AZ mit. Das bestehende Angebot entspreche der zu erwartenden Nachfrage. Markus Lutz (SPD), Vorsitzender des Sendlinger Bezirksausschusses, hofft auf bessere Busverbindungen: "Eine direkte Busverbindung von der Innenstadt wäre ganz toll", sagt er. Zudem sollten bereits bestehende Buslinien häufiger fahren und in der Schäftlarnstraße halten.

"Da müssen wir Druck machen", sagt Lutz. Die MVG sagt, sie prüfe eine Taktverdichtung auf der Buslinie 54 zu den relevanten Zeiten. Viele der Kulturbesucher dürften wohl auch mit dem Auto kommen. In den Straßen rund um den Gasteig werden nur Anwohner parken dürfen, sagt Lutz. Ein Parkplatz solle bei dem 1.000 Meter entfernten Blumengroßmarkt entstehen. Ein Shuttlebus solle sie dann herbringen.

"Es gibt ein Verkehrschaos"

Klose steht dieser Idee kritisch gegenüber. "Hier sind der Zugang zum Zoo, zur Großmarkthalle und der Mittlere Ring", sagt er, "- es gibt ein Verkehrschaos." Ob der Gasteig es schaffe, alle bisherigen Abonnenten nach Sendling zu locken, bezweifelt er deshalb.

Klose selbst ist auf gute Verkehrsanbindungen nicht angewiesen. Er muss nur einmal über die Straße. Und das werde er auch nutzen, sagt er. Trotz allem.

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