Initiative gegen München-Kita: Grüne Wiese statt spielende Kinder
München - Zwischen den Toren kicken mehrere Jungs einen Ball, ein Kleinkind schiebt ein Spielzeugauto über die Wiese, dahinter spielt ein älteres Paar Tischtennis. "Ein Stück wildes Paradies" nennt Angela Burkhardt-Keller die Grünfläche zwischen Kistlerhofstraße und Leutstettener Straße in Obersendling.
Sie wohnt in der Nähe, ihre beiden Kinder kommen mehrmals die Woche her, um sich auszutoben und Freunde zu treffen. So wie viele Kinder in der Gegend. Der Ausspruch "Ich bin auf der Wiese", sei ein Standardsatz im Viertel, berichtet auch Max Moosbauer, dessen elfjähriger Sohn fast täglich hierherkommt.
Stadt München plant Kita mit sechs Gruppen
Doch wie lange es das Paradies noch gibt, das wissen Burkhardt-Keller, Moosbauer und ihre Kinder nicht. Denn auf der Wiese soll eine Kindertagesstätte entstehen. Die Stadt plant eine Pavillonanlage mit zwei Kinderkrippen- und vier Kindergartengruppen für 124 Kinder insgesamt. Dabei gibt es an der Grünfläche bereits zwei weitere Kitas.
Gegen die Pläne der Stadt hat sich eine Anwohnerinitiative formiert, die versucht, den Bau der Kita zu verhindern. Anwohner Moosbauer erklärt: "Das hier ist die einzige Fläche dieser Art im Viertel."
Die Stadt unterdessen betont den Bedarf für Betreuungsplätze im Viertel: In Obersendling liegt der Versorgungsgrad laut Schulreferat derzeit im Krippenbereich bei 34 Prozent. Der stadtweite Durchschnitt beträgt 45 Prozent. Bei Kindergärten sind immerhin 75 Prozent versorgt, aber auch hier liegt der München-Durchschnitt mit 91 Prozent deutlich darüber.
Das will auch die Initiative nicht kleinreden. "Wir haben selber Kinder und wissen, wie schwierig es ist. Wir glauben nur nicht, dass man deshalb die letzten Freiflächen reflexartig hergeben sollte", sagt Burkhardt-Keller. Sie würde sich wünschen, dass die Stadt andere Standorte prüft –oder bestehende Einrichtungen aufstockt.
Der Verkehr könnte zunehmen, so die Initiative
Neben der Angst um die Wiese kommt für die Anwohner eine zweite Sorge: der Verkehr. "Schon jetzt ist es oft eine Grenzerfahrung", schildert Anwohnerin und Mutter Tanja Felderer die Situation. Sie glaubt: "Eine dritte Kita würde die schon erheblichen Verkehrsprobleme noch weiter verschärfen und die Sicherheit der Kinder enorm gefährden."
Auf der Bürgerversammlung hat die Initiative ihr Anliegen schon vorgebracht, auch einen Brief an OB Dieter Reiter (SPD) haben die Mitglieder geschrieben. Und es scheint als wären die Bedenken gehört worden. Das Schulreferat teilt mit, derzeit laufe noch eine Machbarkeitsstudie für das Areal. Weiter heißt es aber auch: "Da es dem Referat ein Anliegen ist, einen Konsens mit den Bürgern herbeizuführen, laufen parallel Untersuchungen, ob der hohe Bedarf anderweitig abgedeckt oder ob gegebenenfalls ein anderer vergleichbar guter Standort gefunden werden kann." Vielleicht gibt es also noch Hoffnung für das wilde Paradies.
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