In diesem Viertel braucht niemand ein eigenes Auto

Der Domagkpark ist ein Testlabor für moderne Wohnformen. Dafür gibt es jetzt Geld von der EU.
Florian Zick |
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Testet den Domagkpark: KVR-Chef Thomas Böhle auf einem E-Roller.
Daniel von Loeper 4 Testet den Domagkpark: KVR-Chef Thomas Böhle auf einem E-Roller.
Wohnprojekt der Wogeno.
Daniel von Loeper 4 Wohnprojekt der Wogeno.
Thomas Kremer vom Wogeno Vorstand hier in Cafe das beteiligt ist an Projekt zu Civitas Eccentric im Domagkpark in München Urbanmobilität.
Daniel von Loeper 4 Thomas Kremer vom Wogeno Vorstand hier in Cafe das beteiligt ist an Projekt zu Civitas Eccentric im Domagkpark in München Urbanmobilität.
Gemeinschaftsraum bei Wogeno die beteiligt ist an Projekt zu Civitas Eccentric im Domagkpark in München Urbanmobilität.
Daniel von Loeper 4 Gemeinschaftsraum bei Wogeno die beteiligt ist an Projekt zu Civitas Eccentric im Domagkpark in München Urbanmobilität.

Freimann - Seit 16 Jahren hat Reinhold Petrich kein eigenes Auto mehr. Warum auch? Gleich vor der Haustür hat er schließlich alles stehen, was man so braucht: Fahrräder, Autos, Elektroroller – alles zum Ausleihen. Der 44-Jährige schnappt sich einfach einen Schlüssel und fährt los.

Petrich wohnt im Domagkpark, einem Neubauviertel im Münchner Norden mit bald 1600 Wohnungen. Vor etwa einem Jahr hat Petrich seine Altbauwohnung in Schwabing aufgegeben und ist mit seiner Familie in dieses Mobilitätswunderland gezogen.

Der Domagkpark ist so etwas wie ein Testlabor für moderne Wohnformen. Im Rahmen des von der EU geförderten Forschungsprojekts „Civitas Eccentric“ wird dort untersucht, wie man ein Stadtviertel ausstatten muss, damit dort auch ohne privaten Pkw ein Leben ohne Abstriche möglich ist.

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Die EU fördert dieses Projekt mit insgesamt 20 Millionen Euro. Madrid nimmt daran teil, Stockholm, das finnische Turku, Ruse in Bulgarien – und eben München mit dem Domagkpark.

Dieses Neubauviertel war von Anfang an für Menschen wie Reinhold Petrich konzipiert. Menschen, die modern sind, ökologisch orientiert, und ohne unbedingten Anspruch, ein eigenes Auto zu haben. Noch zu Studentenzeiten hat sich Petrich entschieden, künftig ohne Auto zu leben. Die ganzen Staus, die ewige Parkplatzsuche – der kleine, blaue Polo musste deshalb weg. Bereut hat er diese Entscheidung nie. Schließlich gab es auch schon damals Carsharing in München.

Ein Tresor mit allen Fahrzeugschlüsseln

Als Petrich mit seiner Familie nun die neue Wohnung bezogen hat, bekam er quasi mit dem Hausschlüssel auch eine Magnetkarte für den kleinen Tresor am Hauseingang ausgehändigt. In diesem Tresor liegen die Schlüssel für die Leihautos, die E-Bikes und die Lastenfahrräder, die am Haus stationiert sind.

Natürlich muss Petrich für die Nutzung zahlen. 65 Cent pro Kilometer hat er ausgerechnet, kostet es, wenn er mit seiner Familie in einem der Leihwagen unterwegs ist. „Dafür spart man sich den Ölwechsel und den ganzen Schmarrn“, sagt er. Die Wartung der Fahrzeuge übernimmt schließlich der Carsharing-Anbieter.

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Petrich und seine Familie fühlen sich bislang jedenfalls richtig wohl im Domagkpark. Neben dem großen Leih-Fuhrpark gibt es dort nämlich noch eine Reihe anderer Annehmlichkeiten. Und anderem auch eine kostenlose MVG-Karte. Weil sich die Baugenossenschaft Wogeno wegen des Carsharing-Konzepts einige Stellplätze gespart hat, liegt diese als Gegenleistung für alle Anwohner im Tresor parat. Dass in so einem Neubaugebiet das Lebensgefühl natürlich ein anderes ist als in Schwabing, findet Petrich nicht so schlimm. „Es ist halt anders hier“, sagt er.

Und wenn er doch mal wieder Lust auf seinen Lieblings-Griechen in der alten Nachbarschaft hat: bis zur Münchner Freiheit ist es nur eine Ampel. Einfach mit der Magnetkarte einen Schlüssel aus der Tresor geholt. „Mit dem E-Bike brauche ich da nicht länger als zehn Minuten“, sagt Petrich.

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