"Im Sommer hod’s nach Fisch g’stunga"

Eigentlich sollte Cornelia Schermelleh hier den AZ-Fragebogen beantworten. Aber Conny plaudert in ihrer Chronik lieber ein wenig aus dem Nähkästchen.
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Cornelia Schermelleh ist samt ihrer Waren schon viele Male umgezogen. Aber immer ist sie in Schwabing geblieben.
privat Cornelia Schermelleh ist samt ihrer Waren schon viele Male umgezogen. Aber immer ist sie in Schwabing geblieben.

Eigentlich sollte Cornelia Schermelleh hier den AZ-Fragebogen beantworten. Aber Conny plaudert in ihrer Chronik lieber ein wenig aus dem Nähkästchen.

Schwabing - Die Inhaberin „Conny“ betreibt den Laden seit dem 1. April 1974. Sie ist im Viertel aufgewachsen und ebenso eine echte,typische Schwabingerin, wie auch ihre Kunden. Traurig findet sie, dass immer mehr kleine Geschäfte aufgeben müssen und Filialen von großen Ketten ihren Platz einnehmen. Trotzdem sollte es eine Komödie sein, wenn man hier im Vierteleinen Film drehen würde – mit der Ilse Neubauer in der Hauptrolle. Witzig, schlagfertig, klug – und charmant münchnerisch-grantelig, halt. Die Historie des Conny’s ist so schillernd, dass Cornelia Schermelleh eine eigene Chronik dazu verfasst hat - natürlich in bestem Münchnerisch. Und die zeigt unter anderem eins: manche Dinge werden sich in München wohl auch in Jahrzehnten nicht ändern.

Die Chronik von am Schwabinger Zeitungslod'n: 

Seit fast vierzig Jahr hod d’Conny den Lod’n scho. Wir schreib’n des Jahr 1967. Fünfzehne war‘s grad oid, wia’s im Atelier „Jean“ am Kaiserplatz den Besitzer vom ersten Lod’n – an Karl – kennaglernt hod. Weil der junge, nette Madln mög’n hat, is d‘ Conny bei eam eingstellt worden.

Zuständig war‘s für d‘ Lottoabrechnung, was damals no a recht aufwändige und zeitraubende G’schicht war.

Wia dann der Karl g’storbn is, hat sich die Conny um den Lod’n beworben. Des war am Faschingsdienstag 1974. Und da fing de Gaudi dann o. Dem Vermieter hod‘s gs’ogt, dass s‘ koa Geld hod, aber dass s‘ den Preis fürs G’schäft abarbeit’n könnt‘.

Also: Übernahme am 1. April 1974!

Des junge Mad’l war stolz und glücklich. Bloß manchmoi, im Sommer, wenn’s recht hoaß war, dann hod’s im Lod’n recht nach Fisch g’stunga, weil früher ein Fischg’schäft in dem Raum war.

1979, wia’s dann endlich des G’schäft abg’stottert ghabt hod, is des Haus luxussaniert word’n und die Miete ums Sechsfache g’stieg’n.

Vui zuvui Geld für a junge Unternehmerin. Also: Ausziag’n!

Da Nachbar von gegenüber hod’s dann in seiner neu gegründeten „Schwabinger Bücherstube“ für a halbs Jahr beherbergt. Glück g’habt!

Neben dem ersten Lod’n hod dann 1980 da Drogeriemarkt „Krause“ aufg’macht. Do drin hod‘ d‘ Conny dann a kloans Eckerl für 2000 Mark monatlich g’mietet. Hod ned lang dauert, dann hams vorm Thresen a Windel-gebirge aufbaut, bis d‘ Conny mit ihr‘m Sach dahinter verschwunden ist. Grund: Da Krause war pleite!

Aber er hod Glück und verkauft des G’schäft samt der Conny 1981 an einen Grafen von Schönborn und Edler von was woas denn i‘, der darin die Geschenk-Boutique „Ei-Ei“ eröffnet. Und Conny ins hinterste Eck verbannt – mitsamt ihren Zeitungen und Zigarren. Nach einer Weile wern vor ihram Thresen die Korbwarenberge immer höher und höher.

Wieda is‘ verschwunden, koaner hod sie und ihr Sach mehr g’seng. Grund: Da Graf und Ritter war pleite! Des war 1982. Zu dera Zeit hom’s des Haus neben dem Pleite-Lod’n grad luxussaniert. Da drin war und is no die Hohenzollern-Apotheke.

Da Inhaber Bergschneider hod da Conny dann die Möglichkeit geb’n, an kloana Nebenraum zu mieten, wenn‘s mit dem Sanier’n fertig san. Des hätt a Jahr dauern soll’n.

"Des geht ja no", hat sich die Conny gedacht, "fürn Übergang miet‘ i mir an Bauwag’n. Dauert ja bloß a Jahr."

Den Bauwag’n hat’s dann vor d‘ Commerzbank hinstell’n dürf’n. Aber leider is aus dem einen Jahr dann no a Zwoats wor’n – zwoar jahr‘ mit den kältesten und härtesten Wintern, seit ma denk’n kann, im Bauwag’n! Des muss ma mög’n…

Wenigstens hat da Conny ihr Vater Schnee g’schaufelt wia a Knecht, damit da Verkauf hod weida geh kenna. Ohne den Vater war‘ gar nix’n mehr ganga!

1984, nach dene zwoa hart’n Jahr mit vui Frier’n und Matsch, beschloss die Stadt Minga dann, de Kanäle in der Hohenzollernstrass‘ zum Sanier’n.

Diesmal war‘s zwar nix mit’m Luxussaniern, aba da Bauwag’n hat trotzdem weg müss’n. Gott sei Dank war zu dera zeit grad der vordere Teil vom neuen Lod’n im Apotheken-Haus soweit saniert, dass d‘ Conny hod eiziang kenna – provisorisch, wia imma hoid.

Im hintern Teil vom Lod’n warn de Maurer no ned amoi fertig, so dass da no a Loch in da Wand war. Des hod da Conny aba koaner g’sogt, nur die Diebe ham’s g’seng und da Conny den Lod’n ausgramt.

1986 war’n de G’schäftsräume endlich fertig, und d‘ Conny a!

Die Kund’n ham den kloana Lod’n mög’n, weil’s immer oiss kriagt ham, was braucht ham.

Und wos ned da war, hod‘ d‘ Conny schnellstens b’sorgt. Auf die Dauer iss‘ dann doch a bisserl eng wor’n – desweg’n iss‘ s‘ dann am 11. September 2001 no amoi umzog’n.

Nach gegenüber, ins heutige G’schäft in da Hohenzollernstraße 21.

Während all dieser Umzüge, die immer von Samstag Mittag bis Montags früh stattfanden, war dank der Mithilfe vieler Freunde und aller Familienmitglieder der Laden nicht einen Tag geschlossen!

Öffnungszeiten: 
Mo. bis Fr.: 8 bis 20 Uhr
Sa.: 8 bis 19.30 Uhr

 

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