Hotelschwemme im Münchner Bahnhofsviertel: SPD hat konkreten Vorschlag

Die Diskussion um die Hotel-Dichte im Bahnhofsviertel von München und ihre Folgen ebbt nicht ab. Bald kommt das Thema wohl in den Stadtrat.
von  Myriam Siegert
An dieser Stelle soll ein neues, großes Hotel entstehen. Die Bestandsgebäude werden dann abgerissen.
An dieser Stelle soll ein neues, großes Hotel entstehen. Die Bestandsgebäude werden dann abgerissen. © Daniel von Loeper

München-Ludwigsvorstadt – Spätestens seit dem letzten Sommer kehrt in der Diskussion ums Münchner Bahnhofsviertel keine Ruhe ein. Gibt es hier zu viele Hotels? Muss die Stadt eingreifen, um das Wohnen im Viertel zu schützen? Kann sie das überhaupt – und wie?

Auslöser für die Debatte waren zwei neue Häuser der Münchner Kette "Motel One", die an der Schillerstraße entstehen sollen. Für eines davon müssen auch Wohnungen weichen. Seitens der Stadtverwaltung hieß es dazu, man habe keine Handhabe, die Hotelentwicklung in dem Viertel zu beeinflussen. Bald könnte das Thema trotzdem den Stadtrat beschäftigen, denn die Rathaus-Grünen und auch die SPD sehen sehr wohl Chancen, die Entwicklung im Bahnhofsviertel zu steuern.

Münchner Bahnhofsviertel: Größte Hoteldichte in ganz Europa

Viertel-Politikern und Hoteliers der Gegend sprechen sie damit aus der Seele: Schon lange beklagen diese die fortschreitende "Monostruktur". Im Bahnhofsviertel ballten sich auf 0,2 Prozent der Stadtfläche zwei Drittel aller Hotelbetten, heißt es. Dies sei die größte Hoteldichte in ganz Europa. Deshalb müsse jede Wohnung der angestammten Bevölkerung erhalten bleiben.

"Es ist nicht richtig, einfach so weiterzumachen", sagt Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher, der auch im Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt sitzt. Er hat im Dezember vergangenen Jahres einen Antrag auf einen "Hotel-Stopp" im Bahnhofsviertel gestellt. Dazu müsste man den Bebauungsplan ändern, dann gäbe es eine Grundlage bis auf weiteres keine weiteren Hotels zu genehmigen.

Hotels und Wohnungen: SPD will gute Mischung erhalten

Genau das hat das Planungsreferat aber unlängst in einer Antwort auf eine CSU-Anfrage abgelehnt. Das Viertel sei ein sogenanntes Kerngebiet, hieß es, Wohnnutzung sei daher nur nachrangig. Weitere Hotels seien deshalb zulässig. Die Bebauungspläne zu ändern, stelle einen Eingriff in das Eigentumsrecht der Grundstückseigentümer dar und führe höchstwahrscheinlich zu Entschädigungsansprüchen.

Die SPD hat daher einen anderen konkreten Vorschlag. "Wir verdammen Hotels nicht", sagt Stadtrat Christian Müller. Es sei sinnvoll, wenn diese an verkehrsgünstigen Orten lägen. "Aber wir wollen nicht, dass am Schluss in manchen Gegenden nur noch Hotels sind." Die Fraktion hat deshalb im Januar beantragt, möglichst viele Kerngebiete in "urbane Gebiete" umzuwandeln. Diese noch recht neue Kategorie im Planungsrecht soll Wohnraum sichern und lebendige Viertel mit Wohnen, Gewerbe und Gastronomie fördern.

Das Thema drängt: Es gebe bereits Anträge für weitere neue Hotels im Viertel, sagt Bickelbacher.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: München verliert

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