Hohenzollernkarree: Für diese Wohnungen zahlt die Stadt München 130 Millionen Euro

Ursprünglich lag der Preis für den Wohnblock in Schwabing bei über 200 Millionen Euro. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) versuchte persönlich, den Kaufpreis für das Hohenzollernkarree zu drücken.
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Blick von der Clemensstraße aufs Hohenzollernkarree.
Blick von der Clemensstraße aufs Hohenzollernkarree. © Daniel von Loeper

Schwabing- Die Stadt kauft das Hohenzollernkarree, einen Wohnblock in Schwabing mit 231 Wohnungen. Der Stadtrat hat am Donnerstag in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Kommunalausschusses mehrheitlich beschlossen, dafür rund 130 Millionen Euro plus Sanierungskosten von 15 Millionen Euro auszugeben. Ende Juni muss der Stadtrat den Beschluss in der Vollversammlung bestätigen.

Dass die Stadt diesen Kauf vor hat, ist schon länger bekannt. Im April besuchte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit seiner Fraktion die Mieter in dem Karree zwischen Erich-Kästner-Straße, Clemensstraße, Fallmerayerstraße und Herzogstraße.

Hohenzollernkarree: OB Reiter bewirkt Preisnachlass von 75 Millionen Euro

Damals plauderte er auch über die Verhandlungen. Zuerst habe der Eigentümer, die Max-Emanuel Immobilien GmbH, 200 Millionen Euro haben wollen. Er habe einen Preisnachlass von 75 Millionen herausgehandelt, erzählte Reiter.

Tatsächlich liegt der Kaufpreis nun bei 125 Millionen Euro. Auch, wenn sich Reiter über den Preis freute, macht der Eigentümer ein gutes Geschäft: Das Unternehmen hatte laut Mieterverein das Hohenzollernkarree 2015 für 65 Millionen Euro gekauft. Es hat also den Gewinn verdoppelt.

Wohnungen in Schwabing: Kommunalreferentin Kristina Frank rät zum Kauf

Hinzu kommen für die Stadt Erwerbsnebenkosten von fast sieben Millionen Euro. Auch in die Gebäudesanierung muss die Stadt wohl 15 Millionen Euro stecken. So geht es aus der nicht-öffentlichen Beschlussvorlage des Kommunalreferats hervor.

Das Gebäude ist 90 Jahre alt. Dreiviertel der Wohnungen seien modernisiert worden. Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) beurteilte den Kaufpreis als angemessen und riet dazu, zuzuschlagen. Dem folgte die CSU-Fraktion an diesem Donnerstag. Allerdings leben dort keineswegs bloß arme Menschen. Die Mietpreise liegen zwischen 5,60 und 30,60 Euro pro Quadratmeter. Im Durchschnitt zahlen die Mieter 19,35 Euro pro Quadratmeter – sogar etwas mehr als der örtliche Mietspiegel. Trotzdem sprach sich der Stadtrat für den Kauf aus.

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Hohenzollernkarree: Auch Grüne- und SPD-Politiker tendieren zum Kauf

Warum? SPD-Chef Christian Müller argumentiert, dass es sich mit rund 230 Wohnungen um eine hohe Anzahl handle – und das mitten in Schwabing. "Wir wollen, dass Schwabing weiter den Münchnern gehört", sagt Müller. Aus seiner Sicht besteht die Gefahr, dass mit einem anderen Eigentümer die Mieten weiter steigen.

Ähnlich äußert sich Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr. Sie nennt ein weiteres Argument – und zwar ein ökologisches: Der Eigentümer wollte den grünen Innenhof mit Wohnungen zubauen. Sind diese Ideen nun vom Tisch? Für Stöhr lautet die Antwort eindeutig: ja. SPD-Chef Müller meint: "Dazu kann man heute noch gar nichts sagen." Es gebe noch keine konkreten Planungen.

Eines ist bereits sicher: Es wird neue Wohnungen in Schwabing geben

Mehr Wohnungen entstehen aber wohl auf jeden Fall: Das Planungsreferat schätzt, dass durch Aufstockung 7.000 bis 10.000 Quadratmeter Wohnraum entstehen könnten. Und da haben auch die Grünen nichts dagegen.

Auch Die Linke stimmte für den Kauf. Dagegen war Jörg Hoffmann von der FDP. "Für den Wohnungsmarkt ist nichts gewonnen." Schließlich komme durch diese Politik keine einzige neue Wohnung dazu.

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14 Kommentare
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  • Voorentief am 16.06.2023 11:38 Uhr / Bewertung:

    Für 125 Millionen hätte man einen Radweg rund um München , vielleicht sogar in rosa, bauen können.😁😜

  • doket am 16.06.2023 11:25 Uhr / Bewertung:

    Für dieses Geld hätte man die doppelte Menge an Wohnraum einfach neu bauen können. Also zusätzlichen und dringend benötigten Wohnraum schaffen können.

  • Plato's Retreat am 16.06.2023 17:36 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von doket

    Ja. Der Unterschied ist: Kauft man die vermieteten Wohnungen, bleiben die bisherigen Mieter = Wähler da. Baut man neue, kommen neue Leute - und wie die abstimmen, wer weiß das schon.

    SPD und - man höre und staune - CSU scheinen sich in dieser Frage einig zu sein. Ob es die die Grünen auch sind, die von Zuzüglern ganz gerne mal gewählt werden, steht im Artikel so nicht drin.

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