Historische Villa soll für Wohnungen abgerissen werden

Anwohner kämpfen gegen den Abriss einer historischen Villa – viel Zeit bleibt ihnen jedoch nicht.
von  Annika Schall
Diese Villa will der Eigentümer abreißen lassen.
Diese Villa will der Eigentümer abreißen lassen. © Daniel von Loeper

Nymphenburg - Der Auftrag ist schon erteilt, die Bauarbeiter bezahlt und bald könnten mit der Abrissbirne Fakten geschaffen werden: Egon Minar sorgt sich mehr denn je um die Villa an der Prinzenstraße 30. Wie berichtet, will der Eigentümer das Haus aus dem Jahr 1911, das unter anderem Mitgliedern der Weißen Rose als Unterschlupf diente, abreißen lassen. Auf das Grundstück sollen Wohnungen gebaut werden.

Dagegen regte sich Widerstand im Viertel: Eine Anwohnerinitiative, zu der auch Egon Minar gehört, setzt sich für den Schutz des Hauses ein und hat bereits einen ersten Teilsieg errungen: Der bei der Lokalbaukommission eingereichte Bauantrag ruht derzeit. Das Landesamt für Denkmalschutz prüft, ob für die Villa, die derzeit nur unter Ensemble-Schutz steht, auch ein Eintrag als Einzeldenkmal möglich wäre.

Die Villa diente der Weißen Rose als Unterschlupf 

Trotzdem bleibt die Angst im Viertel: "Aus dem Umfeld des Eigentümers wurde mir zugetragen, dass er die Villa auch ohne Erlaubnis abreißen lassen will, die Aktion steht wohl unmittelbar bevor", so Minar.

Das alles erinnert an ähnliche Vorgänge in Giesing aus dem vergangenen Jahr: Hier setzte sich ein Investor über einen bereits bestehenden Denkmalschutz hinweg und zerstörte in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das sogenannte Uhrmacherhäusl. "So etwas wollen wir in Nymphenburg auf jeden Fall verhindern", sagt Minar.

Deshalb stehen er und die anderen Anwohner auch im engen Kontakt mit den Behörden. Die Lokalbaukommission hat bereits reagiert und bei der Polizei um verstärkte Kontrollen in der Gegend gebeten. "Wir nehmen das sehr ernst, denn auch wir wollen verhindern, dass sich das Uhrmacherhäusl wiederholt", teilte ein Sprecher des zuständigen Planungsreferats der AZ auf Anfrage mit. "Sollten der Polizei irgendwelche Abbrucharbeiten auffallen, haben wir sie gebeten, sofort einzuschreiten."

Dem Eigentümer trauen sie alles zu. "Dem sind Geldstrafen egal". 

Auch die Anwohner selbst wollen ein Auge auf die Weiße-Rose-Villa haben. Denn dem Eigentümer trauen sie alles zu: "Dem sind Geldstrafen egal", ist Minar überzeugt.

Einen ersten Vorgeschmack darauf, dass sein Handeln nicht ohne Konsequenzen bleibt, dürfte der Eigentümer der Villa recht bald bekommen: Für zwei Bäume, die er zur Vorbereitung des Abrisses ohne Genehmigung zerstörte, hat die Untere Naturschutzbehörde bereits Bußgeldverfahren eingeleitet.

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