Hinterbrühler See in München: Streit zwischen Hundebesitzern und Vogelfreunden eskaliert
München - Der Schwanen-Vater beginnt fleißig mit dem Nestbau - am Hinterbrühler See in Thalkirchen. Bereits bei Kälte gehen seine Brutvorbereitungen auf der kleinen Insel los. Hier wohnen auch viele Enten-Familien und Gänsepaare.
Die idyllische Stimmung am Hinterbrühler See ist jedoch schon vor Jahren gekippt: Naturschützer und Hundebesitzer bekriegen sich wegen Schwänen und anderen Wasservögeln.
Aggresive Stimmung am See
Der aktuelle Höhepunkt: Im Januar fand eine Spaziergängerin einen toten Jungschwan im Gras. "Schrecklich, den haben zwei große Hunde zerfetzt. Überall lagen blutige Federn", sagt die Harlachingerin Simone T. Die OP-Schwester, die zwei Enten mit Bissverletzungen selbst in die Vogelklinik brachte, beklagt: "Die Hundebesitzer sind rücksichtslos. Da ist so eine Aggressivität! Die Hunde folgen ja nur ihrem Instinkt."

Das Grundproblem: Obwohl im Landschaftsschutzgebiet Hunde an der Leine gehen müssen, lassen viele Münchner ihre Vierbeiner rennen - und auch jagen. Gewerbsmäßige Hundesitter laden aus ihrem Auto vier oder fünf Hunde aus, die etwa so groß wie Labradore sind.
Hundebesitzer geht auf Seniorin los
Die Lage eskaliert: Spaziergänger, die Hundebesitzer höflich auf die Leinenpflicht am See ansprechen, haben bereits körperliche Angriffe erlebt. Wie eine 70-jährige Seniorin. "Der Hundebesitzer hat sie geschubst. Meine Bekannte ist gestürzt und hat sich das Handgelenk gebrochen. Sie musste operiert werden", berichtet Simone T. Die alte Dame erstattete Anzeige bei der Polizei.

Schilder informieren über die Hunde-Anleinpflicht. Weil das nicht ausreicht, fordert die 50-jährige Krankenschwester mit Anwohnerinnen und Tierschützern ein radikales Hundeverbot am Ufer. "Wenn dieser kleine hübsche See hundefrei wäre, wären wir die Aggressivität hier los."
Hans Jürgen Gerhards (65) vom Bezirksausschuss 19 bemüht sich seit Jahren, den erbitterten Streit zu befrieden. Mit dem Antrag für ein Hundeverbot kam das Gremium aber bislang nicht durch.
Sogar Konfliktmanager sind involviert
Uneinsichtige Hunde-Halter auf der einen Seite, gestresste Vogel-Freunde auf der anderen: Die Konfliktmanager von AKIM sind wie 2016 jetzt erneut involviert. Zu dem toten Schwan meint AKIM-Leiterin Brigitte Gans (50): "Was da passiert ist, ist übel. Wenn ein Hund ein Wildtier tötet, gilt das als Wilderei."
Sie beschreibt die "ungute Energie" am See: "Vor Ort gibt es eine sehr große Aggression." Die Mediatorin bedauert: "Wir haben nicht die Kapazitäten vor Ort zu sein". Aber hat sie eine Idee zur Befriedung: "Eine Kampagne für den Naturschutz könnte die See-Besucher für den Vogelschutz sensibilisieren." Denn: Sechs tote Wasservögel hat die Harlachinger OP-Schwester seit Herbst 2016 gezählt.
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